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WWF: In 18 Jahren brauchen wir eine neue Erde


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In 18 Jahren brauchen wir eine neue Erde

Von afp, dpa
Aktualisiert am 15.05.2012Lesedauer: 3 Min.
Erde in Gefahr - wir verbrauchen die Ressourcen weit über unsere VerhältnisseVergrößern des BildesErde in Gefahr - wir verbrauchen die Ressourcen weit über unsere Verhältnisse (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Der Mensch beutet die natürlichen Ressourcen der Erde gnadenlos aus. Immer mehr verdrängt er Tiere und Pflanzen und breitet sich in ihren Lebensräumen aus. Die Folgen: Artensterben, Umweltkatastrophen, Überfischung Wasserknappheit und Extremwetter. Lebt die Menschheit weiter wie bisher, benötigen wir bis zum Jahr 2030 - also bereits in 18 Jahren - zwei Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken.

Bis zum Jahr 2050 würde sogar die dreifache Menge an Ressourcen verbraucht. Das sind die Ergebnisse des "Living Planet Report 2012", einer zweijährig erscheinenden WWF-Studie zum Gesundheitszustand der Welt.

"Leben über unsere Verhältnisse"

"Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen. Das Bevölkerungswachstum weltweit hält an und alle zusammen leben wir deutlich über unsere Verhältnisse. Wenn wir im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen versorgen wollen, ist es dringend Zeit zu handeln", warnt Eberhard Brandes vom Vorstand des WWF Deutschland.

Um an aussagekräftige Daten zu gelangen, misst der "Living Planet Report" einerseits den Zustand der Ökosysteme unserer Erde durch Beobachtung der Bestände von 2700 Tierarten sowie die Bestände von insgesamt 9000 weiteren Tierpopulationen; darunter Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. Der "ökologische Fußabdruck" auf der anderen Seite gibt den Umfang der Beanspruchung der Ökosysteme durch den Menschen an.

Resultat: "Umweltkatastrophen, Lebensraumzerstörung, Artenschwund und Wasserknappheit sind die dramatischen Folgen dieser Entwicklung", so Brandes.

Deutschland liegt auf Platz 30

Die zehn Länder mit dem größten Ressourcenverbrauch pro Kopf sind demnach Katar, Kuwait, die Vereinten Arabischen Emirate, Dänemark, die USA, Belgien, Australien, Kanada, die Niederlande und Irland. Deutschland liegt auf Platz 30. Hätten alle Menschen den Umweltverbrauch eines Deutschen, wären momentan schon 2,5 Erden zur Bedarfsdeckung nötig.

"Das Wachstum wohlhabender Staaten findet auf Kosten der ärmsten Länder statt, die häufig am meisten natürliche Ressourcen beisteuern und selbst am wenigsten verbrauchen. Natur muss endlich einen Preis haben und die natürlichen Ressourcen im internationalen Finanzsystem berücksichtigt werden. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Umweltkatastrophen", sagt Brandes.

Der Report bestätigt auch die Tendenz, dass die Bestände der Wirbeltiere seit mehr als 40 Jahren schrumpfen. Die weltweite Artenvielfalt ist demzufolge um 30 Prozent seit 1970 geschrumpft, in tropischen Regionen durchschnittlich sogar 60 Prozent. Besonders dramatisch ist der Verlust in den tropischen Flüssen und Seen – hier hat sich der Index um 70 Prozent verschlechtert. "Die Ursachen für den Artenverlust sind die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und auch invasive Arten, die durch den weltweiten Verkehr in neue Regionen gelangen und heimische Arten verdrängen", erläutert der WWF.

Dramatischer Rückgang der Arten

Im Report werden zahlreiche Beispiele für den Artenschwund aufgeführt: So ist die Zahl der Tiger seit 1980 um 70 Prozent zurückgegangen. Heute gibt es weltweit noch 3000 bis 3500 frei lebende Exemplare. Besonders bedroht sind die Tiere auf Sumatra und in Malaysia. Grund: Wilderei, weniger Beutetiere und Abholzung der Wälder. "Unser Ziel ist es, die Tigerzahlen im nächsten Jahrzehnt wieder zu verdoppeln. Und das nicht nur durch Schutzgebiete vor Ort", sagt Brandes.

Dramatisch ist die Entwicklung auch bei den Flussdelfinen, die im Amazonas, aber auch im Ganges, Mekong oder Jangtse leben. Mit Ausnahme des Indus-Delfins, der offenbar von einem Fangverbot profitiert, schrumpfen die Bestände seit Jahrzehnten rapide. Immer mehr Dämme, Überfischung, Umweltverschmutzung sind Gründe dafür, dass der Baiji-Flussdelfin in China nun als ausgestorben gilt.

Bekanntestes Opfer der Überfischung im Atlantik ist der Kabeljau: In den vergangenen 50 Jahren gingen seine Bestände um 74 Prozent zurück. Die stärksten Verluste gab es im Nordwest-Atlantik. Vor Schottland leben kaum mehr als drei Prozent der Menge, die dort vor der industriellen Fischerei zu finden waren.

Der im Südatlantik beheimatete Wanderalbatros ist seit 1972 zahlenmäßig im Sinkflug: Für die Halbierung seiner Bestände sei vermutlich vor allem die Langleinen-Fischerei verantwortlich, in deren Ausrüstung sich die Vögel fatal verfangen.

Der WWF zählt rund 30 Arten auf, die endgültig komplett oder in der Natur ausgestorben sind - darunter das Java-Nashorn in Vietnam, dessen letztes Exemplar 2011 von einem Wilderer erlegt wurde, die in Costa Rica vorkommende Goldkröte, chinesische Weißhandgibbons oder der Waldrons Roter Stummelaffe in Ghana und der Elfenbeinküste. Hauptgründe auch hier: Lebensraumzerstörung durch Waldrodung, Straßenbau und Landwirtschaft. Die tatsächliche Menge ausgestorbener Arten ist jedoch wesentlich größer, da mit gut zwei Millionen nur ein Bruchteil der Gesamtartenzahl bekannt ist, die auf bis zu 100 Millionen geschätzt wird.

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