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Waldjunge Ray: Robins Spur verliert sich in Berlin


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Robins Spur verliert sich in Berlin

spiegel-online, Von Simone Utler

Aktualisiert am 21.09.2012Lesedauer: 3 Min.
"Waldjunge Ray" ist spurlos verschwundenVergrößern des Bildes"Waldjunge Ray" ist spurlos verschwunden (Quelle: dpa-bilder)
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Als "Waldjunge Ray" gab er Rätsel auf und schnorrte sich Sozialleistungen in Höhe von 30.000 Euro zusammen. Auch im realen Leben bleibt Robin ein Mysterium: Der Niederländer ist verschwunden. Berliner Behörden ermitteln gegen ihn, haben aber keine Ahnung, wo er steckt.

Berlin - Seine unglaubliche Geschichte sorgte für Schlagzeilen, die Polizei rätselte über seine Herkunft, doch am Ende stellte er sich als Lügner heraus: Robin, der unter dem Namen "Waldjunge Ray" berühmt wurde, war plötzlich in Berlin aufgetaucht, hatte behauptet, im Wald gelebt zu haben - und wurde erst nach mehreren Monaten enttarnt. Bis zu diesem Zeitpunkt soll er Sozialleistungen in Höhe von insgesamt 30.000 Euro eingestrichen haben.

Und Robin bleibt seiner Linie treu: Er gibt weiterhin Rätsel auf. Zwei Monate nach seiner Enttarnung ist der junge Mann verschwunden, das Berliner Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg sitzt auf den Kosten. Weder Robins Stiefmutter noch seine Ex-Freundin wissen der niederländischen Zeitung "AD" zufolge, wo der junge Mann steckt. Auch die deutschen Behörden haben keine Erkenntnisse.

"Uns ist nichts über seinen Aufenthaltsort bekannt", sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. Man habe wegen Sozialleistungsbetrug ermittelt und den Fall dann der Staatsanwaltschaft übergeben. Diese trete vielleicht wieder an die Polizei heran, wenn ein Gerichtsverfahren gegen Robin eröffnet werden sollte, so der Polizeisprecher.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben wegen Betrugs. Robin habe für die Akten eine Anschrift hinterlassen. Ob diese noch aktuell ist, sei jedoch nicht bekannt, sagte der zuständige Sprecher der Anklagebehörde.

Robin war im September 2011 im Roten Rathaus in Berlin aufgetaucht und präsentierte eine bizarre Geschichte: Er nannte sich Ray und behauptete, 17 Jahre alt zu sein und jahrelang mit seinem Vater in Wäldern gelebt zu haben. Sein Vater habe ihn nach dem tödlichen Autounfall der Mutter dorthingebracht, inzwischen sei aber auch der Vater verstorben. Er habe ihn im Wald beerdigt. Der Unbekannte wurde als "Waldjunge Ray" bekannt.

Kein Kontakt seit 18. Juni

Im Juni dieses Jahres stellte sich heraus, dass er alles erfunden hatte: Ray hieß Robin, hatte bis zu seinem Erscheinen in Berlin im niederländischen Hengelo gelebt und hat niederländischen Medien zufolge einen kleinen Sohn. Die ausgeweitete Suche nach Erkenntnissen zu dem Unbekannten hatte Früchte getragen: Eine Bekannte hatte den tatsächlich 20-Jährigen auf einem im Fernsehen gezeigten Foto identifiziert.

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg fühlte sich betrogen und stellte Strafantrag. "Es geht um das Erschleichen von Jugendhilfeleistungen", teilte das Bezirksamt mit. Man habe ihn in einer Einrichtung untergebracht, in der er betreut und verpflegt worden sei. Außerdem soll er Deutschstunden und ein Taschengeld bekommen haben. Insgesamt kamen der Behörde zufolge rund 30.000 Euro zusammen. Die tragen bisher die Berliner Bürger.

Das Bezirksamt hat keine Informationen über den Verbleib Robins. "Wir haben seit dem 18. Juni keinen Kontakt mehr zu Robin. Das war der Tag, an dem wir ihn aus unserer Obhut entlassen haben", erklärte der Sprecher des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg. "Wir hatten keine Handhabe, ihn festzuhalten."

Emotionale Ansprache von Ex-Freundin

Offenbar sind auch Freunde und Familie in den Niederlanden ratlos. Seine Stiefmutter hat nach eigenen Angaben keine Ahnung, wo sich der junge Mann aufhält. "Es gibt Gerüchte, dass er in Hengelo gesehen wurde. Aber Robin ist klug genug zu wissen, dass er in Schwierigkeiten geraten würde", sagte die Frau kürzlich der niederländischen Zeitung "AD". Robin und eine ehemalige Mitbewohnerin wurden dem Bericht zufolge Anfang dieses Jahres verurteilt, Zahlungsrückstände in Höhe von fast 8000 Euro zu erstatten.

"Einen Tag nach seiner Enttarnung rief mich Robin an", sagte seine Stiefmutter über den letzten Kontakt. Er habe Frieden finden wollen und gefragt, ob er nach Hause kommen könne. Natürlich habe sie ihn willkommen geheißen. Ihr Stiefsohn habe angekündigt, sich am nächsten oder übernächsten Tag zu melden - doch der Anruf blieb aus. "Obwohl ich nie etwas hörte, bin ich immer davon ausgegangen, dass er eines Tages vor der Tür steht ", sagte die Frau laut "AD".

Robins Ex-Freundin hatte laut "AD" vor einigen Wochen mit einer emotionalen Ansprache im Fernsehen versucht, dem Vermissten eine Nachricht zukommen zu lassen. "Ich möchte mit dir reden", sagte die junge Frau. Ihr Sohn wisse, dass Robin sein Vater sei und frage regelmäßig nach ihm.

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