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Zugunglück bei Hordorf: Wo war der Lokführer?


Panorama
Saß der Lokführer nicht im Führerhaus?

Von dpa, dapd
31.01.2011Lesedauer: 3 Min.
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Nach dem schweren Zugunglück mit zehn Toten in Sachsen-Anhalt hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den 40-jährigen Lokführer des Güterzuges eingeleitet. Er soll ein Haltesignal überfahren haben. Ein Sprecher der Polizei sagte im MDR-Magazin "Sachsen-Anhalt heute", der Lokführer habe möglicherweise nicht im Führerhaus gesessen. Dies könne die Erklärung dafür sein, dass der Mann nur leicht verletzt wurde.

Staatsanwaltschaft und Polizei teilten in einer gemeinsamen Erklärung mit, es bestehe ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs. Hintergrund seien unter anderem die Aussage eines Zeugen und Hinweise, wonach der Lokführer möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben könnte. Weitere Angaben wurden aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht gemacht.

Berichten zufolge könnte sich der Lokführer des Güterzuges in der hinteren der beiden Lokomotiven aufgehalten haben. Angeblich wurde er dort nach dem Unglück gefunden. "Dieses Gerücht haben wir auch gehört, können es aber nicht bestätigen", sagte der Einsatzleiter der Bundespolizei, Ralph Krüger. Es sei aber Bestandteil der Ermittlungen, wo sich der Lokführer aufgehalten habe. Es sei denkbar, dass er sich in Sicherheit gebracht hat, als er den Regionalzug auf sich zufahren sah.

Fahrer des Personenzugs getötet

Auf der eingleisigen Strecke waren am späten Samstagabend in Hordorf in der Magdeburger Börde ein Regionalexpress und ein rund 2700 Tonnen schwerer Güterzug frontal zusammengestoßen. Die Ermittler suchen noch nach der Ursache; ausgeschlossen werden weder ein technischer Fehler noch menschliches Versagen. "Die Ergebnisse der Auswertung der beiden Fahrtenschreiber werden frühestens im Verlauf der Woche erwartet", sagte ein Sprecher der Polizei. Es wurde eine gemeinsame Ermittlungsgruppe von Landes- und Bundespolizei gebildet.

Der Lokführer des beteiligten Personenzugs kam bei dem Unglück ums Leben. Der Fahrer des Güterzuges erlitt einen Schock. Das ist gleichzeitig der Grund, warum er selbst sich noch nicht zu dem Unfall äußern konnte. Er soll in den nächsten Tagen befragt werden. Den Verdacht gegen den Mann führten die Ermittler zunächst auf eine Zeugenaussage zurück. Oberstaatsanwältin Silvia Niemann wollte später aber nur noch von Indizien sprechen.

Identifizierung schwierig

Mit einer Geschwindigkeit von rund 100 Kilometern pro Stunde war der Personenzug ungebremst auf den Güterzug geprallt, der ihm mit Tempo 80 entgegengekommen war. Viele Passagiere, die im vorderen Zugteil saßen, waren auf der Stelle tot. Durch die Wucht der Kollision wurde der Harz-Elbe-Express aus den Gleisen geschleudert und schwer beschädigt. Der moderne zweigliedrige Triebwagen kippte um und blieb auf der Seite auf einem Acker liegen.

23 Menschen wurden bei dem Unglück verletzt, einige von ihnen schwer. Zwei Menschen schweben noch in Lebensgefahr, darunter ein zehn Jahre altes Mädchen. 13 Verletzte - unter ihnen zwei Georgier, ein Portugiese und ein Brasilianer - konnten mittlerweile aus den Krankenhäusern entlassen werden. Bei den drei bisher identifizierten Toten handelt es sich um zwei Männer im Alter von 63 und 74 Jahren sowie den 35-jährigen Lokführer des Regionalzugs. Die Identifizierung der anderen sieben Leichen ist schwierig, weil einige Opfer wegen der Wucht des Aufpralls völlig entstellt sind. Viele Passagiere hatten zudem keine Ausweispapiere bei sich. Bei der aufwendigen Untersuchung mit Hilfe von Gebissanalysen und DNA-Abgleichen helfen Spezialisten des Bundeskriminalamts.

Sicherheitssysteme gefordert

Der Fahrgastverband Pro Bahn hat nach dem Unglück die Nachrüstung von Sicherheitssystemen auf allen Eisenbahnstrecken gefordert. Karl-Peter Naumann, Vorsitzender des Verbandes, sagte der Dortmunder Zeitung "Ruhr Nachrichten", Sicherheitssysteme, die beim Überfahren eines roten Signals eine sofortige Notbremsung auslösen, seien längst nicht auf allen Strecken in Ostdeutschland eingebaut. Dort müsse jetzt schnell nachgerüstet werden. Im Westen seien die Systeme dagegen Standard.

Auch wenn Einsatzkräfte in der Nacht zum Montag fast alle Wrackteile des Personenzugs abtransportiert haben, muss die Zugstrecke zwischen Halberstadt und Magdeburg noch mindestens bis Montagabend gesperrt bleiben. Die Unfallstelle ist inzwischen komplett geräumt, der zerstörte Personenzug wurde zerlegt und abtransportiert. Zum Gedenken an die Opfer wurden am Unglücksort ein Holzkreuz und Kerzen aufgestellt. In den kommenden Tagen soll es vermutlich in Oschersleben einen zentralen ökumenischen Gottesdienst geben. Das Innenministerium Sachsen-Anhalts in Magdeburg ordnete bis Freitag Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden an.

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