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William McRaven - der Mann, der Osama bin Laden jagte


Terrorismus
Der Mann, der Osama bin Laden jagte

spiegel-online, Von Björn Hengst/Spiegel-Online

Aktualisiert am 06.05.2011Lesedauer: 4 Min.
Vizeadmiral William McRaven: Der Texaner fahndete jahrelang nach Osama bin Laden - und koordinierte den Sondereinsatz der Navy Seals in AbbottabadVergrößern des BildesVizeadmiral William McRaven: Der Texaner fahndete jahrelang nach Osama bin Laden - und koordinierte den Sondereinsatz der Navy Seals in Abbottabad (Quelle: U.S. Navy)
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Als US-Präsident Obama den Einsatz gegen Kaida-Chef Bin Laden befahl, schlug die Stunde von William McRaven. Der Vizeadmiral und erfahrene Terroristenjäger leitete die Operation. Ursprünglich hatte der Texaner andere Berufspläne - er hat Journalismus studiert.

Als Blackhawk-Helikopter der US-Spezialeinheit Navy Seals durch den pakistanischen Luftraum fliegen, um in der Nacht zum 2. Mai das Versteck von Osama bin Laden zu stürmen, steht William McRaven im Joint Operations Center der Bagram Air Base in Afghanistan: Der Vizeadmiral aus Texas hat das Kommando über die geheime Militäraktion gegen den Kaida-Chef.

Der 55-jährige Texaner telefoniert noch mit CIA-Chef Leon Panetta, bevor der Einsatz beginnt. "Es ist nun in deinen Händen, mein Freund", sagt Panetta im Hauptquartier des Geheimdienstes in Langley laut einem Bericht des "Wall Street Journal". Dazu noch: "Ich wünsche dir das Beste. Alles, was ich tun kann, ist höllisch viel zu beten." Panettas Auftrag an McRaven und seine Elitesoldaten: "Geht da rein und schnappt euch Bin Laden. Wenn er nicht da ist, haut so schnell wie möglich ab."

Für McRaven beginnen Minuten, auf die er seit Jahren gewartet hat. Er gilt als einer der erfahrensten Terroristenjäger der Vereinigten Staaten. Wenn es überhaupt jemanden gebe, "der smart und gerissen genug" sei, um Osama bin Laden zu fassen, dann könne es nur William McRaven mit seinen Spezialkommandos sein, sagte einmal ein früherer Vorgesetzter über den Mann mit dem kantigen Kinn.

2008 hatte McRaven die Leitung des United States Joint Special Operations Command (JSOC) von Stanley McChrystal übernommen - es ist die Kommandoeinrichtung der US-Streitkräfte, die die Einsätze der Anti-Terror-Sondereinheiten koordiniert und die Elitesoldaten ausbildet.

Drei Sterne, der vierte soll bald folgen

McRaven war selbst einer von ihnen: ein Navy Seal, Mitglied der Sondereinheit Team Six. Schon damals sei er mutig und charakterstark gewesen, berichtete 2004 das Magazin "Newsweek" unter Berufung auf Weggefährten des Texaners. Damals kursierte eine Geschichte über McRavens Verhalten gegenüber einem berüchtigten und kampfeslustigen Vorgesetzten, der von sich selbst sagte, dass seine "Mission das Töten" sei. Der Vietnam-Veteran wollte McRaven dazu drängen, fragwürdige Aufträge auszuführen. McRaven weigerte sich und gab nicht nach. Unter den jungen Soldaten habe McRaven fortan wegen seiner Standhaftigkeit als Held gegolten, sagte damals ein Kommandeur. Seine Befehlsverweigerung hätte das Ende seiner Karriere bedeuten können - das Gegenteil war der Fall.

Er wurde Commander eines Seal-Teams, Task Unit Commander für die US-Militäroperationen Desert Storm und Desert Shield, nachdem irakische Truppen 1990 Kuwait besetzt hatten, später JSOC-Chef. McRaven - von vielen einfach nur Bill genannt - soll auch die Soldaten der Task Force 121 dirigiert haben, die im Dezember 2003 dabei halfen, den irakischen Diktator Saddam Hussein zu fassen.

"Bill ist nicht nur eine große Führungskraft, sondern auch ein ziemlich großer Denker", sagte ein langjähriger Wegbegleiter der "Washington Post".

Der Sohn eines früheren Air-Force-Piloten ist inzwischen mit drei Sternen dekoriert, schon bald soll der vierte folgen. US-Berichten zufolge soll McRaven eine neue Stelle antreten: als Chef des U.S. Special Operations Command (SOCOM) auf der MacDill Air Force Base in Tampa, Florida. Er hätte damit das Kommando über 57.000 Soldaten.

Bereits seit 35 Jahren dient McRaven dem US-Militär, sein Werdegang lief nicht zwangsläufig in diese Richtung. McRaven studierte Journalismus in Austin, 1977 schloss er das Studium ab. Das US-Magazin "Time" witzelte deshalb bereits: Sollte der Ausschuss des Pulitzer-Preises - die renommierteste Auszeichnung für Journalisten - eine neue Kategorie einführen, nämlich für die Tötung des meistgesuchten Terroristen, dann wäre McRaven der sichere Sieger.

Seine Spezialeinheiten hätten Hunderte Aufständische gefangen genommen oder getötet, berichtete die "Washington Post", meistens in Nacht-Aktionen. Manchmal würde McRaven seine Teams sogar an den Einsatzort begleiten. Im vergangenen Jahr unterlief einem Kommando ein verheerender Fehler. Sie töteten in Afghanistan versehentlich fünf Zivilisten. McRaven sprach von einem "schrecklichen Fehler", besuchte die Angehörigen und bat sie um Vergebung. Als Familienvater trauere er mit ihm, sagte McRaven demnach dem Vater zweier Getöteter.

Bange Minuten, bis McRaven den Erfolg der Mission bekannt gibt

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sich McRaven fast ausschließlich mit dem Anti-Terror-Kampf beschäftigt. Bereits 1996 legte er ein Buch über militärische Sonderkommandos vor: "Spec Ops: Case Studies in Special Operations Warfare - Theory and Practice". Darin beleuchtet McRaven unter anderem den Angriff des britischen Militärs auf die "Tirpitz", ein im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland eingesetztes Schlachtschiff.

25 Elitesoldaten sind am 2. Mai auf dem Gelände im pakistanischen Abbottabad im Einsatz. CIA-Chef Panetta, der während der rund 40-minütigen Operation mit McRaven verbunden ist, erlebt in dieser Zeit bange Augenblicke: Fast 25 Minuten lang hätten sie in der CIA-Zentrale nicht genau gewusst, was in Abbottabad ablaufe, sagte Panetta in einem Interview mit dem US-Sender PBS. Es habe Momente "voller Nervosität" gegeben. Schließlich habe McRaven die Meldung eines Seals weitergeben. "Geronimo" - das war das Codewort für Bin Laden und das Signal für den Erfolg des Kommandos.

"Geronimo EKIA", so lautete die Information eines Seal-Soldaten. EKIA, das steht für enemy killed in action. Damit war eine Mission beendet, die für McRaven schon vor Jahren begonnen hatte. Im März 2004, Saddam war gefangen, schrieb die "Times of India" über McRaven: "Saddam-buster now seeks Osama" - der Saddam-Bezwinger jagt jetzt Bin Laden.

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