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Versicherungs-Chef erfindet Angriff auf sich selbst


Kriminalität
Versicherungs-Chef erfindet Angriff auf sich selbst

Von dpa
Aktualisiert am 11.12.2012Lesedauer: 3 Min.
Manager Ulrich RütherVergrößern des BildesManager Ulrich Rüther (Quelle: dpa-bilder)
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Ein Vermummter soll den Vorstandschef der Provinzial Nordwest mit einem Schraubenzieher attackiert und verletzt haben. Jetzt die Überraschung: Der Manager hat den Angriff vorgetäuscht.

Ulrich Rüther hat den Überfall erfunden - die Staatsanwaltschaft Münster geht davon aus, dass sich der Chef der Versicherungsgruppe Provinzial Nordwest die Verletzungen selbst zugefügt hat.

Mit Schraubenzieher in die Brust gestochen

Rüther war vergangenen Mittwoch nach einer vermeintlichen Attacke eines Vermummten kurz im Krankenhaus behandelt worden. Der Unbekannte soll ihm mit einem Schraubenzieher in die Brust gestochen haben, hatte es geheißen. Nun muss sich Rüther selbst wegen Vortäuschens einer Straftat verantworten.

Die vermeintliche Attacke auf den Vorstandschef hatte bundesweit Aufsehen erregt. Gleichzeitig sorgten Verkaufsgerüchte für Unruhe in der Belegschaft der Provinzial Nordwest.

Manager räumt Lüge ein

Rüther habe gegenüber der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Münster eingeräumt, dass es den Angriff nicht gegeben habe, hieß es in einer Mitteilung der Behörden. Oberstaatsanwalt Heribert Beck sagte, es sei nicht von einem ernstzunehmenden Selbstmordversuch auszugehen. Beck hatte nach dem Vorfall erklärt, die Verletzungen seien nur oberflächlich gewesen.

Zunächst war die Staatsanwaltschaft von gefährlicher Körperverletzung ausgegangen. Die Ermittlungen dazu wurden eingestellt. Weshalb er die Attacke erfunden hat, ist noch unklar. "Gegenüber der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Münster hat Herr Rüther sein Verhalten mit den enormen Auswirkungen der Turbulenzen bei der Provinzial auf seine Familie begründet", hieß es von den Ermittlern.

Gerüchte um Übernahme durch Allianz

Seit vergangener Woche ist der Versicherer in den Schlagzeilen. Laut Medienberichten soll die Allianz nach der Provinzial Nordwest greifen. Die Allianz hatte ein Interesse bislang zwar nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Vorerst ist der milliardenschwere Übernahmevorstoß am Widerstand von Mitarbeitern und Politikern gescheitert. Bis Ende März 2013 soll zunächst eine Fusion der Provinzial Nordwest mit der Provinzial Rheinland ausgelotet werden.

Die Provinzial Nordwest erklärte in einer knappen Mitteilung, Rüther habe "die extrem belastende Phase speziell für seine Frau und seine drei Kinder" beenden wollen. Zur Frage, ob er weiter als Vorstandschef zu halten sei, gab es von dem Unternehmen keinen Kommentar.

"Ein bisschen unterschätzt"

Noch am Dienstag erschien ein Zeitungsinterview, in dem sich Rüther zu der Attacke äußerte. Den "Westfälischen Nachrichten" sagte er über den vorgeblichen Angriff: "Die Schlagzeilen in den Medien hörten sich bedrohlicher an, als ich es selbst empfunden habe. Ein bisschen unterschätzt habe ich jedoch die Momente, in denen man ins Grübeln kommt und sich vorstellt, was wäre wenn. Doch Gott sei Dank ist ja alles relativ glimpflich verlaufen."

Führungskräfte stehen oft unter extremem Druck

Mit extremen Arbeitszeiten und großer Verantwortung stehen gerade Manager unter enormem psychischem Druck - besonders wenn dem Unternehmen einschneidende Veränderungen drohen. Wie stark Führungskräfte schon unter normalen Bedingungen belastet sind, zeigt eine Studie des Instituts für angewandte Innovationsforschung (IAI) der Ruhr-Universität-Bochum zum Burnout-Syndrom.

Die Untersuchung von 229 Führungskräften ergab, dass jeder vierte Manager unter starkem Druck stand. "Viele Führungskräfte haben sehr lange reguläre Arbeitszeiten und Termine, die über das normale Tagesgeschäft hinausgehen", erläutert der an der Studie beteiligte Sozialwissenschaftler Thomas Kley vom IAI.

Warnsignale: sozialer Rückzug, Flucht in die Arbeit

Verschiedene Warnsignale können darauf hindeuten, dass Dauerstress die Psyche überfordert. "Man zieht sich aus seinen sozialen Beziehungen zurück und flüchtet sich in die Arbeit", sagt Kley. Gerade Managern falle es schwer, in so einer Situation Hilfe von außen zu suchen. Von Führungskräften werde erwartet, stets stark und belastbar zu sein. Sie seien besorgt, ihre Überlastung werde als Zeichen von Schwäche interpretiert.

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