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Ursache für verfärbte Gemälde gefunden


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Licht verfärbt Gemälde von van Gogh

spiegel-online, Nina Weber

Aktualisiert am 05.01.2013Lesedauer: 3 Min.
Mögliche Ursache für das Verblassen alter Gemälde entdecktVergrößern des BildesDie "vier verblühten Sonnenblumen" von Vincent Van Gogh. Der alte Meister liebte Gelbtöne, die mit der Zeit allerdings verblassen. (Quelle: Kroeller-Mueller Museum/ap-bilder)
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Kräftige Farben zeichnen die Gemälde von Vincent van Gogh aus. Doch des Malers Lieblingsgelb verwandelt sich auf einigen Bildern in unansehnliches Braun und Grün. Forscher haben die verheerende chemische Reaktion dahinter entschlüsselt - und warnen jetzt vor LED-Leisten in Museen.

Es ist ein ruhiger Nachmittag am Fluss. Bäume und Uferböschung spiegeln sich im Wasser. Sommerliche Wolken ziehen über die Szenerie. In kräftigen Farben hat Vincent van Gogh im Jahr 1887 das Bild "Ufer der Seine" gemalt. Doch einen Teil seiner Brillanz hat das impressionistische Gemälde verloren. Die Gelbtöne dunkeln ab und verwandeln sich in Braun und Olivgrün. Museumsrestauratoren sind alarmiert - zumal sie bei zahlreichen anderen Gemälden mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

Ein internationales Forscherteam warnt Museen nun eindringlich davor, diese Bilder mit weißen LED-Leisten zu beleuchten, die schon in einigen Kollektionen installiert wurden. Ihr Licht enthält auch einen Blau-Anteil. Und das zerstört die empfindlichen Gelbtöne, wie die Wissenschaftler mit einer Reihe von Experimenten herausfanden. Auch die grünen Bereiche des sichtbaren Lichtspektrums lassen das Gelb abdunkeln - von der verheerenden Wirkung von UV-Strahlen ganz zu schweigen.

Letizia Monico von der Universität Antwerpen und der Universität von Perugia ist eine Expertin für Chromgelb, die Farbe, die van Gogh am häufigsten verwendete. Wie sie erklärt, gibt es drei Varianten des kräftigen Farbtons: Limonengelb, Schlüsselblumengelb sowie ein mittleres Gelb. Monico und weitere Wissenschaftler von mehreren europäischen Instituten haben historische Farbtuben von van Gogh, Cezanne, Gaugin und anderen Malern dieser Epoche analysiert, um die chemischen Reaktionen hinter der Abdunkelung genau zu ergründen.

Drei Varianten von Chromgelb

Der Hauptbestandteil der Farben ist Bleichromat (PbCrO4), der mittlere Farbton besteht fast ausschließlich daraus. Die anderen beiden Varianten enthalten zusätzlich einen Sulfat-Anteil, wie die Forscher in mehreren Artikeln im Fachmagazin "Analytical Science" berichten. "Je größer dieser ausfällt, desto instabiler ist das Pigment", erklärt Monico. Außerdem unterscheiden sich die Farben in ihrer Kristallstruktur, wie Experimente an zwei Synchrotron-Anlagen, dem Desy in Hamburg sowie dem ESRF in Grenoble, ergaben. Die Wissenschaftler untersuchten dafür auch winzige Proben, die von Gemälden entnommen wurden.

Während das mittlere Chromgelb auch längere Bestrahlung mit UV-Licht übersteht, dunkelt Schlüsselblumengelb schon nach einigen Tagen ab, wenn es sichtbarem blau-grünen Licht ausgesetzt ist. Dabei wird Chrom(VI) zu Chrom(III) reduziert, wie die Forscher feststellten.

Ella Hendriks, Konservatorin am Van Gogh Museum in Amsterdam, weist allerdings darauf hin, dass das Phänomen noch nicht vollständig aufgeklärt ist. "Die Arbeit ist ein erster Schritt, aber es ist noch mehr Forschung nötig. In alten Ölgemälden finden viele Prozesse gleichzeitig statt." Sie auseinanderzuhalten sie extrem schwierig.

Kompromiss zwischen Licht und Dunkel

Das bestätigt auch Monico: "Die Bilder enthalten verschiedene Pigmente, die miteinander reagieren können. Manche wurden mit einem Firnis verstehen, der sie schützen soll, aber ebenfalls in chemische Reaktionen eingebunden sein kann." Frühere Experimente hatten etwa gezeigt, dass ein anderer von van Gogh verwendeter Farbton, Cadmiumgelb, mit einem später aufgetragenen Firnis reagiert hat und sich daher in ein gräuliches Orange verwandelt hat.

Die Erkenntnisse über Chromgelb sollten aber schon jetzt helfen helfen, die Gemälde besser vor künftigen Schäden zu bewahren. "Wir sind nun in der Lage, die Bilder zu identifizieren, für die van Gogh die empfindlicheren Chromgelb-Varianten verwendet hat", erklärt Hendriks. Dies gehe dank neuer Analyseverfahren vor Ort - und ohne die Bilder zu beeinträchtigen.

Sie hätten im Museum sowieso keine LED eingesetzt, sagt Hendriks. "Aber wir denken darüber nach, das Licht noch weiter zu reduzieren." Das ist natürlich ein Dilemma: "Gemälde leben nur, wenn man sie zeigt. Und wir brauchen Licht, um die Bilder in ihrer vollen Schönheit wahrzunehmen." Die Blau- und Grün-Anteile des sichtbaren Lichtes herauszufiltern, ohne die Farbwahrnehmung zu beeinträchtigen, sei nun eine der anstehenden Aufgaben.

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