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Starke Erdbeben erschüttern Chile - was sich unter der Erde abspielt


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Starke Erdbeben erschüttern Chile - was sich unter der Erde abspielt

Xenia Bertoni

Aktualisiert am 26.03.2012Lesedauer: 3 Min.
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Februar 2010 hat ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 8.8 Chile getroffen. Es war das fünftstärkste Erdbeben, das jemals aufgezeichnet wurdeVergrößern des Bildes
Februar 2010 hat ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 8.8 Chile getroffen. Es war das fünftstärkste Erdbeben, das jemals aufgezeichnet wurde (Quelle: dapd)

Chile ist erneut von einem heftigen Erdbeben erschüttert worden. Erdstöße der Stärke 7,1 versetzten die Bewohner mehrerer Städte in Angst. Das Beben war das stärkste seit der Katastrophe vor zwei Jahren. t-online.de fragte den Experten Onno Oncken vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ), warum es in der letzten Zeit in dem südamerikanischen Land zu so gewaltigen Erschütterungen kommt.

t-online.de: Gibt es eine Erklärung dafür, dass es innerhalb so kurzer Zeit zwei schwere Erdbeben gegeben hat?

Onno Oncken: Grundsätzlich waren das schwere Beben vor zwei Jahren und die Beben, die sich seither in derselben Region ereignet haben, nicht unerwartet. Auf jedes schwere Beben folgen auch über einen längeren Zeitraum Nachbeben, deren Stärke unter Umstände ebenso sehr stark sein kann. Was jetzt in Chile passiert ist, ist im Grunde genommen nichts anderes als eines der schweren Nachbeben, die wir seit zwei Jahren dort immer wieder beobachten.

Steht ein noch größeres Beben vor?

In dieser Region rechnen wir noch mit Nachbeben in den nächsten Jahren, die zum Teil auch Magnituden von ungefähr 7 erreichen können. Diese Beben werden aber vermutlich durch ihre Tiefe einen nicht so verzerrenden Einfluss auf die Oberfläche haben, wie das große Hauptbeben selbst, das mit einer Magnitude von etwa 8,8 massive Zerstörung erzeugt hat.

In dieser Region sind die Spannungen seit dem großen Beben - auch unterstützt durch die Nachbeben - nicht vollkommen, aber zum großen Teil abgebaut. Deswegen wird es an dieser Stelle in der näheren Zukunft keine starken Beben geben. Wir wissen aber, dass sich in diesem Bereich etwa alle 180 Jahre sehr schwere Beben wiederholen, wie wir es vor zwei Jahren erlebt haben. In der Zeit dazwischen kommen Beben dieser Stärke an derselben Region eigentlich nicht vor.

Warum passiert es, dass sich alle 180 Jahre schwere Erdbeben wiederholen? Was passiert unter der Erde?

Die Erdkruste unter dem Pazifischen Ozean schiebt sich unter Südamerika und taucht dabei in das Erdinnere ab. Bei diesem Prozess sind die Südamerikanische Platte und die Erdkruste unter dem Pazifischen Ozean gewissermaßen miteinander verhakt. Sie gleiten nicht aneinander vorbei, sondern reiben sich und es gibt Brüche. Das ist es, was die Erdbeben generiert.

Die Platten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von sechs bis sieben Zentimetern im Jahr. Deswegen ereignet sich ungefähr alle 180 Jahre ein großes Beben. Bis dann sind nämlich die Spannungen, die sich in dieser Zeit aufgebaut haben, höher geworden als die Gesteinsfestigkeit. Das Gestein bricht, wenn seine Festigkeit überschritten wird.

Hat das Erdbeben auch Auswirkungen auf andere Teile der Erde?

Nein. Nach dem, was wir heute wissen, rechnen wir nicht damit. Es gibt allerdings zunehmend Hinweise darauf, dass starke Erdbeben auch Beben in der weiteren Umgebung auslösen können. Das muss nicht sofort sein, sondern kann durchaus verzögert geschehen, mit Monaten und manchmal auch Jahren. Das ist eines der jüngsten und sehr dynamischen Forschungsfelder, die wir eigentlich erst zu sehen beginnen, seitdem wir Satellitengeodäsie nutzen können. Damit vermessen wir, was an der Erdoberfläche passiert, während eines Erdbebens, davor und danach.

Inwiefern können Erdbeben mit dieser neuen Satellitengeodäsie vorhergesagt werden?

Die Erdbebenvorhersage ist nach wie vor ein ungelöstes Problem. Das Verhalten der Erdkruste ist leider so, dass wir wahrscheinlich prinzipiell nicht werden vorhersagen können, wann ein Erdbeben an welcher Stelle passiert und mit welcher Magnitude. Wir können inzwischen allerdings schon mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit sagen, in welcher Region Erdbeben passieren und wie hoch die möglichen Magnituden sind, die dabei entstehen können. Aber der Zeitpunkt ist das, was sich uns ständig hartnäckig entzieht.

Welche Regionen sind besonders gefährdet?

Das sind natürlich in aller erste Linie die Ränder der Erdplatten. Dort wo die Platten, aus denen unserer Erde besteht, gegeneinander stoßen und sich aneinander vorbeibewegen, dort verhaken sie sich. Man kann sagen, dass an den Rändern der Platten sich über 90 Prozent der Erdbebenaktivitäten, die wir auf unseren Planeten haben, abspielen - und nahezu alle zerstörerischen starken Erdbeben.

Ist Europa relativ sicher in dieser Hinsicht?

Europa ist nicht erdbebenfrei. Wir wissen, dass gerade am Südrand Europas, wo es gegen die Afrikanische Platte stößt, immer wieder Erdbeben gibt. Im Mittelmehrraum ist das den Leuten, die dort leben, ein fast alltäglich vertrautes Problem. Dort haben sich auch große Erdbeben ereignet, die auch Tsunamis ausgelöst haben. In unserer Region hier in Mitteleuropa sind Erdbeben auch nicht selten, aber sie sind meist nicht stark und werden selten zerstörerisch.

Das Interview führte Xenia Bertoni

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