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Srebrenica: Tausende gedenken der Opfer des Massakers


Krisen & Konflikte
Srebrenica: Tausende gedenken der Opfer des Massakers

Von afp, dpa
11.07.2012Lesedauer: 2 Min.
Erst kürzlich identifizierte Opfer des Massakers von Srebrenica wurden jetzt beigesetztVergrößern des BildesErst kürzlich identifizierte Opfer des Massakers von Srebrenica wurden jetzt beigesetzt (Quelle: dpa-bilder)
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Rund 30.000 Muslime haben im bosnischen Srebrenica an die Opfer des Massakers vor 17 Jahren erinnert. 520 erst kürzlich identifizierte Opfer wurden beigesetzt, während über Lautsprecher ihre Namen und ihr Alter verlesen wurden. Das Massaker, bei dem 8000 bosnische Muslime systematisch getötet wurden, war das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

An der Gedenkfeier nahmen auch etwa 7000 Menschen teil, die am Vorabend nach dem sogenannten "Friedensmarsch" in Srebrenica eingetroffen waren. Sie hatten einen Fußweg von über 100 Kilometern innerhalb von drei Tagen zurückgelegt. Die Teilnehmer wollten damit an die vielen Flüchtlingsströme während des Bürgerkrieges erinnern, der von 1992 bis 1995 dauerte.

Genozid darf nicht geleugnet werden

Der New Yorker Rabbiner Arthur Schneier warnte als Gast, diesen Genozid zu leugnen oder zu vergessen. "Es ist wichtig, so viele Zeugnisse wie möglich von Überlebenden zu sammeln. Das ist das stärkste Instrument, um die Leugnung der Tatsachen zu verhindern", sagte der in Wien geborene und nach dem Holocaust in die USA ausgewanderte Geistliche. Der von zwei internationalen Gerichten festgestellte Völkermord wird in der serbischen Landeshälfte Bosniens bis heute bestritten.

Erst Anfang Juni hatte der neue serbische Präsident, der Nationalist Tomislav Nikolic, in einem Interview erklärt, das Massaker von Srebrenica sei seiner Ansicht nach kein Völkermord gewesen. In einer von der US-Botschaft verbreiteten Erklärung verurteilte Präsident Barack Obama die Leugnung und gedachte der Opfer, "die in Srebrenica brutal getötet wurden".

"Deine Schwester küsst dich"

Unter den Toten waren 48 Jugendliche und die 94-jährige Saha Izmirlic, die neben ihrem Sohn beigesetzt wurde. Auf der anderen Seite der Grabstätte wurde ein Platz freigelassen für den bisher noch nicht gefundenen Enkel.

Die 27-jährige Izabela Hasanovic weinte am Sarg ihres Vaters, bevor er in die Erde hinabgelassen wurde. "Ich kann nicht glauben, dass mein Vater in diesem Sarg liegt", sagte sie. "Ich kann das nicht akzeptieren." Eine andere Frau küsste einen Sarg. "Deine Schwester küsst dich. Ich bin es", sagte sie.

Srebrenica - Völkermord im modernen Europa

Das Massaker von Srebrenica gilt als schwerstes Kriegsverbrechen in Europa seit 1945. Am 11. Juli 1995 eroberten bosnisch-serbische Truppen die von Muslimen bewohnte Stadt, obwohl sie UN-Schutzzone war.

Kampflos überließen niederländische Blauhelme den etwa 2000 gut ausgerüsteten Angreifern unter General Ratko Mladic die Stadt. Bis zu 8000 muslimische Männer und Jugendliche wurden abgeführt, die meisten später erschossen und in Massengräbern verscharrt. Frauen und Kinder wurden deportiert.

Immer neue Massengräber

Bisher sind erst etwas mehr als 5000 von ihnen formell beerdigt worden. Bis heute werden im Osten Bosniens immer wieder weitere Leichen in Massengräbern gefunden. Ihre Leichen werden mithilfe von DNA-Analysen identifiziert.

Prozess gegen Mladic und Karadzic

Neben Mladic gilt der frühere politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, als Hauptverantwortlicher für das Massaker. Erst im Juli 2008 wurde er enttarnt: Der Mediziner hatte unter falschem Namen in Belgrad gelebt und als Heilpraktiker gearbeitet. Mladic war im Mai 2011 nach über zehn Jahren Flucht in Serbien verhaftet worden. Wegen Völkermordes müssen sich beide vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten - Karadzic seit Oktober 2009, Mladic seit Mai 2012.

Das Parlament der Republik Serbien hatte sich im März 2010 mit hauchdünner Mehrheit und einer halbherzigen Erklärung für das Verbrechen entschuldigt.

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