Panorama Wohl über 200 Tote bei Explosionen in Brazzaville
Einen Tag nach der tödlichen Explosionsserie in einem Munitionslager ist die kongolesische Hauptstadt Brazzaville von weiteren Detonationen erschüttert worden. Feuerwehrleute konnten den größten Brandherd im Norden der Stadt unter Kontrolle bringen, kämpften am Montag jedoch noch gegen mehrere kleinere Feuer, die immer noch loderten.
Unterdessen versammelte sich eine große Menschenmenge vor einem örtlichen Leichenschauhaus, das übereinstimmend mit einem Krankenhaus mindestens 213 Todesopfer gezählt hat. Regierungssprecher Bienvenu Okyemi sprach im staatlichen Rundfunk außerdem von 1500 Verletzten.
Okyemi kündigte ein Ausgehverbot für einen Umkreis um das Waffenlager an, in dem die Explosionen nach einem Brand am Sonntag ihren Anfang nahmen. Die Folgeexplosionen seien auf Kurzschlüsse zurückzuführen, sagte Okyemi. Die Regierung habe beschlossen, alle Kasernen in Brazzaville zu verlegen. Es gibt mindestens fünf in der Hauptstadt der Republik. Die Regierung werde sich vorübergehend um die vielen Kinder kümmern, die alleine in den Straßen herumwanderten, sagte Okyemi. Offenbar waren sie in dem Chaos von ihren Eltern getrennt worden.
Präsident ruft zur Ruhe auf
Präsident Denis Sassou-Nguesso besuchte zwei Krankenhäuser und ein Leichenschauhaus. In einer im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung sagte er: "Wir versuchen, uns zu organisieren. Ich rufe die Bevölkerung auf, Mut und Solidarität zu zeigen". Alle Schäden und Verluste von Menschenleben würden evaluiert werden und die Regierung werde eine angemessene Entscheidung treffen, sagte Sassou-Nguesso. "Diese Tragödie ist ein Unfall."
Auch Verteidigungsminister Charles Zacharie Boawo rief zu Ruhe auf. Die Detonationen in Brazzaville bedeuteten weder Krieg noch Staatsstreich oder Meuterei, sondern seien lediglich auf Feuer in einem Munitionsdepot zurückzuführen, sagte er im Fernsehen.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich reagierte laut Außenminister Alain Juppé mit der Entsendung von Soforthilfe nach Brazzaville. Der britische Außenminister William Hague sagte, die große Zahl der Opfer bei den Explosionen hätten ihn zutiefst betrübt. "Unsere Gedanken sind bei den Familien."
Im Umkreis des Waffenlagers nahe der Privatresidenz von Sassou-Nguesso stürzten zahlreiche Häuser ein. Die Wucht der Explosionen, die laut Augenzeugen aus dem Norden von Brazzaville kamen, drückte auch in der Innenstadt noch Türen und Fenster ein und war selbst in Kinshasa zu spüren, der auf der anderen Seite des Grenzflusses gelegenen Hauptstadt des Nachbarlandes Demokratische Republik Kongo.