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Oscar Pistorius hat Reeva durch verschlossene Tür erschossen


Kriminalität
Erst die Prothese, dann vier Schüsse

Von afp, dpa, sid
Aktualisiert am 19.02.2013Lesedauer: 3 Min.
Oscar Pistorius und seine Beinprothesen für den AlltagVergrößern des BildesOscar Pistorius und seine Beinprothesen für den Alltag: Laut Staatsanwaltschaft hat er sie vor dem Mord angelegt (Quelle: Reuters-bilder)
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Der Paralympics-Star Oscar Pistorius wird wegen Mordes angeklagt. Dies entschied das Gericht in Pretoria. Damit sinken die Chancen, dass der Beschuldigte gegen Kaution entlassen wird. Der Profisportler soll seine Freundin Reeva Steenkamp (29) am vergangenen Donnerstag in Südafrika erschossen haben.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte der beinamputierte Pistorius in der Tatnacht erst im Schlafzimmer seine Prothesen angezogen, bevor er mit einer Pistole bewaffnet sieben Meter zum Badezimmer ging.

Dort habe sich seine Freundin, die bereits am Vorabend in das Haus gekommen sei, befunden. Pistorius habe vier Schüsse durch die verschlossene Badezimmertür abgefeuert, drei von ihnen sollen die 29-Jährige demnach getroffen und tödlich verletzt haben.

"Unschuldige und unbewaffnete Frau" getötet

Pistorius habe eine "unschuldige und unbewaffnete Frau" getötet, sagte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer. Es gebe ein klares Mordmotiv, sagte er - ohne das im Detail zu erläutern. Es gebe keine Hinweise, die Pistorius' Darstellung unterstützen würden, er habe einen Einbrecher vermutet.

Damit bestätigte der Staatsanwalt erstmals Medien-Spekulationen, denen zufolge der Sportler einen Eindringling im Badezimmer vermutet habe. Nach Berichten von BBC und Sky News hat Pistorius nach den Schüssen die Badezimmertür aufgebrochen und Steenkamp in ein tiefer liegendes Stockwerk getragen.

Pistorius widerspricht "aufs Schärfste"

"Ich widerspreche den Anschuldigungen aufs Schärfste." Nichts sei von der Wahrheit weiter entfernt, den Anklagen fehle jede Substanz, betonte Pistorius in einer eidesstattlichen Erklärung, die sein Anwalt vor Gericht vorlas. "Ich hatte nie die Absicht, meine Freundin zu töten."

Er habe sie für einen Einbrecher gehalten. Reeva habe mit ihm die Nacht verbracht. "Wir waren sehr verliebt. Wir konnten nicht glücklicher sein", las Pistorius' Anwalt Barry Roux vor.

"Ich schoss durch die geschlossene Tür und schrie"

Doch dann habe er nachts jemanden in der Toilette gehört. Er sei schon einmal Opfer von Gewalt gewesen und habe deshalb stets ein Gewehr unter seinem Bett. "Ich hatte schreckliche Angst und fühlte mich ohne meine Prothesen sehr verletzlich. Ich schoss durch die geschlossene Tür und schrie".

Bereits während der Ausführungen des Staatsanwalts war Pistorius in Tränen ausgebrochen. Während der Verlesung der eidesstattlichen Erklärung verlor der 26-Jährige so sehr die Fassung, dass Richter Desmond Nair die Sitzung kurz unterbrechen musste. Kurze Zeit später vertagte er sie auf Mittwoch.

Anwälte streben Freilassung gegen Kaution an

Die Anwälte des behinderten Profisportlers streben eine Freilassung gegen Kaution an. Sie plädieren auf eine Anklage wegen Mordes in einem minder schweren Fall, was im deutschen Recht Totschlag entspräche. Die Anklagebehörde möchte, dass der Beschuldigte bis zum Prozess in Untersuchungshaft bleibt.

Nicht immer, wenn jemand zur Waffe greife, handele es sich um einen Mord, sagte der Anwalt Barry Roux. Pistorius habe keine Ahnung gehabt, dass es sich bei dem Menschen im Badezimmer um Reeva Steenkamp gehandelt habe.

Vater und Geschwister im Gerichtssaal

"Es gibt keinen Beweis, dass es vorsätzlich geschehen ist. Wir wissen lediglich, dass sie sich im Badezimmer eingeschlossen hatte." Sein Mandant werde vor Gericht die Vorgänge der dramatischen Nacht vollständig schildern, der Vorwurf des "vorsätzlichen Mordes" sei eine "Ungerechtigkeit".

Die auf zwei Tage angesetzten Verhandlungen begannen am Dienstagvormittag in einem völlig überfüllten Saal des Magistratsgerichts. In dem Saal, der nur für etwa 40 Zuschauer eingerichtet ist, drängelten sich weit mehr als 100 Menschen, vor allem Journalisten. Anwesend waren auch der Vater des Beschuldigten, Henke Pistorius und die Geschwister des Athleten, Aimee und Carl.

Schwarzer Anzug, graue Krawatte

Pistorius, der bereits vor 7 Uhr morgens aus seiner Polizeihaft ins Gerichtsgebäude gebracht worden war, erschien im schwarzen Anzug und grauer Krawatte im Gerichtssaal.

Er wird von renommierten Juristen und Experten unterstützt. Zu ihnen zählen der Star-Anwalt Kenny Oldwage, der britische Medienberater Stuart Higgins und der südafrikanische Forensiker Reggie Perumal.

Letztes Geleit für Steenkamp

Etwa zeitgleich mit dem Gerichtstermin in Pretoria hielten sich mehr als 1100 Kilometer südlich, in der Küstenstadt Port Elizabeth, Familie und Freunde der Toten bei einer Gedenkfeier im Arm. Der Ablaufplan der Zeremonie zeigte ein Schwarzweiß-Porträt der jungen Frau.

Der Sarg in der Kapelle des Krematoriums war mit einem Gesteck weißer Blumen verziert. Die Trauergäste zeigten sich fassungslos. Es habe keinerlei Anzeichen von Beziehungsproblemen gegeben, sagt Gavin Venter, ein Freund der Familie: "Ich fragte ihren Vater, er sagte, sie war sehr glücklich mit Oscar, aber vielleicht hat sie es einfach vor allen verborgen".

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