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Nazi-Massenmörder Rauff arbeitete jahrelang für den BND


Geschichte
Nazi-Massenmörder Rauff arbeitete jahrelang für den BND

Von dpa, afp
Aktualisiert am 26.09.2011Lesedauer: 2 Min.
Walther Rauff war mitverantwortlich für Entwicklung und Einsatz von GaswagenVergrößern des BildesWalther Rauff war mitverantwortlich für Entwicklung und Einsatz von Gaswagen (Quelle: ap-bilder)
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Walter Rauff, ein Mitverantwortlicher am Massenmord an den Juden unter Hitler, stand jahrelang im Dienst des Bundesnachrichtendienstes (BND). Der 1984 verstorbene Rauff entkam nach dem Krieg nach Südamerika und erhielt bis 1962 vom BND mehr als 70.000 Mark Honorar. Laut eines Experten handelt es sich nicht um einen Einzelfall.

Die Online-Ausgabe der "Bild-Zeitung", die Einsicht in die nun vom BND freigegebenen Akten über Rauff hatte, zitiert den Historiker Martin Cüppers von der Universität Stuttgart: "Die Dokumente zeigen, dass sich hier eine ganze NS-Seilschaft im BND bildete. Und das zu einer Zeit, als die Bundesrepublik die Jagd auf Nazi-Verbrecher verstärkte."

Der 1906 in Köthen geborene Rauff war als Marineoffizier, NSDAP- und SS-Mitglied maßgeblich an der Entwicklung und dem Einsatz von Gaswagen beteiligt, in denen Menschen erstickt wurden.

"Politisch-moralisch nicht nachvollziehbar"

Bodo Hechelhammer, der Leiter der Forschungs- und Arbeitsgruppe "Geschichte des BND" bestätigte gegenüber "Bild.de" die Beschäftigung Rauffs durch den Nachrichtendienst. "Obwohl zur Zeit seiner Anwerbung keine Bedenken bestanden, ist dieser Umstand aus heutiger Sicht politisch-moralisch nicht nachvollziehbar", so Hechelhammer.

Rauff sei von 1958 bis 1962 als nachrichtendienstliche Verbindung für den BND in Südamerika tätig gewesen. Laut der rund 900 Seiten starken und bislang streng geheimen Akte wurde Rauff am 25. Oktober 1958 als Agent unter dem Decknamen "Enrico Gomez" geworben. Angeworben wurde er durch Wilhelm Beissner (alias "Bertram"). Beide kannten sich aus gemeinsamen Zeiten im Reichssicherheitshauptamt. Rauff wiederum setzte für seine Spionageaufträge ebenfalls ehemalige SS-Leute ein.

Zweimal zu Schulungen in Deutschland

Weil sich seine Meldungen laut BND als "weitgehend wertlos" herausstellten, wurde Rauffs Honorar ab 1962 um die Hälfte gekürzt, berichtet "Bild.de". Demnach erhielt Rauff auch zwei nachrichtendienstliche Schulungen in Deutschland. Zuletzt im Februar 1962, als bereits ein Haftbefehl gegen ihn bestand.

Als Rauff im Dezember 1962 aufgrund eines deutschen Auslieferungsersuchens schließlich in Chile verhaftet wurde, schaltete der BND "Enrico Gomez" wegen "mangelnder politischer Übersicht" ab. Chiles Oberster Gerichtshof lehnte eine Auslieferung des SS-Schergen ab und ließ ihn im April 1963 frei. Vom BND erhielt Rauffs Familie laut "Bild.de" danach noch einmal 3200 Mark als Zuschuss für Anwaltskosten.

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