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"Titanic"-Untergang vor 100 Jahren: Luxus, Leichtsinn und Legenden


Geschichte
Luxus, Leichtsinn und Legenden

Von t-online, dapd
Aktualisiert am 16.04.2012Lesedauer: 4 Min.
Sammlerstück: Sonder-Briefmarken aus St. Vincent und den Grenadinen zur Erinnerung an den Untergang der TitanicVergrößern des BildesSammlerstück: Sonder-Briefmarken aus St. Vincent und den Grenadinen zur Erinnerung an den Untergang der Titanic (Quelle: reuters)
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Erinnern Sie sich noch an den Untergang der "Dona Paz"? Über 4300 Menschen starben, als die philippinische Fähre 1987 mit einem Öltanker kollidierte und im Pazifik versank. Das schwerste Schiffsunglück in Friedenszeiten geriet bei vielen in Vergessenheit. Im kollektiven Gedächtnis geblieben ist hingegen der Untergang der "RMS Titanic": Der britische Luxusliner kollidierte vor 100 Jahren in der Nacht zum 15. April vor Neufundland mit einem Eisberg und sank - es war die Jungfernfahrt, auf der mehr als 1500 Menschen starben.

Das Ende der "Titanic" gilt als Mahnmal menschlichen Größenwahns oder gar als Sieg der Natur über den technischen Fortschritt. Doch warum eigentlich?

Hang zum Göttlichen

Zunächst einmal ist da der klangvolle Name des Schiffes. Titanen sind ein mächtiges Göttergeschlecht der griechischen Mythologie. Offenbar verspürte die Reederei White Star Line einen Hang zu göttlichen Namen, die die Größe ihrer Königsklasse unterstreichen sollten.

Zum anderen war die "Titanic" nicht irgendein Schiff. Sie war das größte Schiff, mit der die Menschheit den Weltmeeren bis dahin trotzen wollte: fast 270 Meter lang, 28 Meter breit und 53 Meter hoch - mit Platz für 2400 Passagiere und eine 900-köpfige Besatzung.

Genervter Funker schlägt Eisberg-Warnung aus

Vor der tragischen Jungfernfahrt hatte die Fachzeitschrift "The Shipbuilder" die "Titanic" für praktisch unsinkbar erklärt. Den Autoren zufolge konnte das Schiff wegen der modernen Ausstattung mit vollautomatischen Wasserschutztüren zwischen den abschottbaren Abteilungen gar nicht untergehen.

Das scheint bei der Besatzung, so vermitteln die von Historikern rekonstruierten Ereignisse, eine fahrlässige Überheblichkeit ausgelöst zu haben. Denn der erfahrene Kapitän Edward John Smith wusste, dass auf der Fahrt vom britischen Southampton nach New York Eisberggebiet passiert wurde.

"Verzieh dich! Halt's Maul!"

Trotzdem fuhr das Schiff vor Neufundland ungewöhnlich schnell. Das britische Handelsschiff "Californian" versuchte die "Titanic" sogar noch kurz vor 23 Uhr per Funk vor vorausliegenden Eisbergen zu warnen. Aber der Funker bekam von seinem Kollegen auf der "Titanic" nur eine schroffe Antwort: "Verzieh dich! Halt's Maul! Du störst mein Signal!" Der war nämlich gerade mit dem Übermitteln privater Telegramme der Passagiere beschäftigt. Keine Stunde später rammte sich ein 300.000 Tonnen schwerer Eisberg in den Bug der "Titanic", die da immer noch mit voller Reisegeschwindigkeit unterwegs war.

Klassengesellschaft auf dem Schiff

Überheblichkeit verband sich mit Luxus. Von einer Glaskuppel gekrönt und mit Eichenholz getäfelt erhob sich das große Treppenhaus über sechs Decks. Die Kabinen der ersten Klasse übertrafen in der Ausstattung alles bisher Dagewesene. Sogar ein französisches Café - das "Parisien" - gab es an Bord.

An der Jungfernfahrt nahmen einige der reichsten Männer der Welt teil, wie die amerikanischen Geschäftsleute John Jacob Astor IV, Isidor Straus oder Benjamin Guggenheim. Viele Prominente starben damals in den eisigen Gewässern des Atlantiks, was die Presse in aller Welt in Aufregung versetzte.

Stoff für Romane und Filme

Versunkener Luxus und Prominenz lieferten den Stoff für zahlreiche Romane und Filme, die ihren Teil zum Mythos "Titanic" beitrugen und das Publikum über Generationen faszinierte. James Camerons Verfilmung aus dem Jahr 1997 ist gemessen am Einspielergebnis (1,8 Milliarden Dollar) nach "Avatar" bisher der erfolgreichste Film überhaupt.

Pünktlich zum Jahrestag der Katastrophe gibt es nun eine 3D-Version. Das Drama mit den Hauptdarstellern Kate Winslet und Leonardo DiCaprio mischt Fiktion und historische Details und zeigt das Leben von Unter- und Oberschicht, das sich in den drei Klassen des Schiffs spiegelte.

Frauen und Kinder und Amerikaner zuerst

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich immer wieder mit der "Titanic". So sollen Frauen, Kinder und Amerikaner an Bord des Luxusliners die besten Überlebenschancen gehabt haben, fand der australische Forscher David Savage heraus. Briten hatten demnach eine zehn Prozent schlechtere Chance unter den Überlebenden zu sein als Amerikaner. "Wir glauben, dass die Briten sich vielleicht auf ihre typisch britische Art in einer Schlange angestellt haben, und darauf gewartet haben, bis sie an die Reihe kamen um in die Rettungsboote zu steigen", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" Savage im australischen Rundfunk.

Zwei schwedische Forscher fanden ihrerseits nun heraus, dass der Ausspruch "Frauen und Kinder zuerst" im Allgemeinen nicht mit der Realität vereinbar ist. Vielmehr hätten Männer eine höhere Überlebenschance - es gelte: Jeder Mann ist sich selbst der Nächste. Die Studie von der Universität Uppsala analysierte 18 der schwersten Schiffsunglücke zwischen 1852 und 2011. 15.000 Menschen kamen bei den Unfällen ums Leben - nur 17,8 Prozent Frauen überlebten, aber 34,5 Prozent der Männer.

Kapitän drohte, Männer zu erschießen

Der "Titanic"-Untergang stelle eine seltene Ausnahme dar - allerdings nur, weil der Kapitän drohte, auf die Männer zu schießen, wenn sie nicht den Frauen den Vortritt ließen.

Menschlicher Leichtsinn, Luxus und zahlreiche Legenden: Die "Titanic" wird uns auch weiterhin faszinieren. Dass es noch heute, nach 100 Jahren technischen Fortschritts, unklug wäre, ein Schiff für unsinkbar zu erklären, zeigt die Havarie der "Costa Concordia" vor wenigen Monaten. Rund 30 Menschen starben, als das Kreuzfahrtschiff nach einem leichtsinnigen Manöver vor der Küste der Toskana gegen einen Felsen fuhr. Seitdem liegt es dort im Mittelmeer.

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