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Anti-Islam-Film: Wer steckt dahinter?


Krisen & Konflikte
Wer steckt hinter dem Anti-Islam-Film?

dapd, Von Gillian Flaccus und Stephen Braun

13.09.2012Lesedauer: 3 Min.
Screenshot aus dem Film "Innocence of Muslims"Vergrößern des BildesScreenshot aus dem Film "Innocence of Muslims" (Quelle: Screenshot: zoomin)
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Der Film "Innocence of Muslims" (Unschuld der Muslime) erzürnt die arabische Welt. In verschiedenen Ländern wurden US-Vertretungen angegriffen, im libyschen Bengasi kamen dabei vier Diplomaten ums Leben, darunter der amerikanische Botschafter. Doch was hat es mit dem Streifen auf sich? Die Nachrichtenagentur AP hat mehrere Personen aufgespürt, die an der Produktion beteiligt waren.

Nakoula Basseley Nakoula gab im Interview nahe von Los Angeles an, die Logistik bereitgestellt zu haben. Er sei koptischer Christ. Der Regisseur des Films, Sam Bacile, teile die Bedenken der christlichen Kopten über ihre Behandlung durch Muslime, sagte Nakoula. Die Hinweise verdichteten sich allerdings, dass es sich bei Nakoula und Bacile um ein und die selbe Person handelt.

Bei der Justiz kein Unbekannter

Nakoula ist bei der US-Justiz kein Unbekannter. 2010 wurde er wegen Bankbetrugs zu 21 Monaten Haft und Schadensersatz in Höhe von 790.000 Dollar verurteilt. Er hatte mit gestohlenen Identitäten ungedeckte Konten angelegt und diese dann von Geldautomaten aus leergeräumt.

In den Gerichtsunterlagen finden sich Tarnnamen, die Nakoula verwendete, unter anderem Nicola Bacily und Erwin Slameh. Auch die Ähnlichkeit zwischen Nakoulas zweitem Namen Basseley und dem Namen des Regisseurs, Bacile, legte nahe, dass Nakoula den Namen Sam Bacile als zweite Identität angenommen hatte. Der 55-Jährige dementierte, den Film selbst gedreht zu haben.

Koptischer Christ machte Werbung

AP erreichte Bacile schließlich durch Hilfe von Morris Sadek, einen konservativen koptischen Christen, der auf seiner Webseite Werbung für den anti-muslimischen Film gemacht hat. Im Telefoninterview sagte Bacile, er sei untergetaucht. Der Islam sei wie ein Krebsgeschwür und den Film als provokative politische Stellungnahme gedacht, welche den Islam verdamme. Recherchen zu Bacile lassen allerdings an seiner Person zweifeln.

Seine Telefonnummer führte zu der Adresse, unter der die Nachrichtenagentur Nakoula fand. Im Gespräch sagte Bacile, er sei ein 56-jähriger jüdischer Autor und Regisseur, in Israel geboren. Die Behörden in Israel teilten aber mit, es existiere keine Akte über Bacile als israelischer Bürger. Bacile gab an, im Immobiliengeschäft als Projektentwickler zu arbeiten. Doch zumindest in Kalifornien ist keine entsprechende Lizenz für Bacile ausgestellt worden.

Der Pastor Terry Jones, der schon den Koran öffentlichkeitswirksam verbrannt hat, sagte, er habe noch am Mittwoch mit Bacile telefoniert. "Ich habe ihn nicht getroffen. Sam Bacile, das ist nicht sein richtiger Name", sagte Jones. "Er versteckt sich definitiv und enthüllt seine Identität nicht. Er war ziemlich erschüttert über die Ereignisse und was jetzt passiert."

Schauspieler distanzieren sich

Unterdessen veröffentlichten die Darsteller des Films eine gemeinsame Erklärung, in der sie angaben, bei dem Projekt getäuscht worden zu sein. "Die gesamte Besetzung und Crew ist extrem bestürzt und fühlt sich vom Produzenten hintergangen", heißt es in der Stellungnahme, die der Tageszeitung "Los Angeles Times" vorliegt.

"Wir stehen zu 100 Prozent nicht hinter dem Film und wurden grob über Absicht und Zweck getäuscht. Wir sind geschockt darüber, dass das Buch drastisch umgeschrieben wurde. (...) Wir sind tieftraurig über die Tragödien, die sich ereignet haben." Die Schauspieler behaupteten, dass Teile des Dialogs nachträglich über den Film gelegt wurden.

Kontakte zur christlichen Rechten

Bei den Recherchen stieß AP auch auf Steve Klein, einen christlichen Aktivisten, der an dem Film beteiligt war. Ein Mann namens "Sam" habe ihn kontaktiert und Rat in Sachen Meinungs- und Religionsfreiheit gesucht. Rund 15 Schlüsselfiguren aus Nahost - Syrien, Irak, Türkei, Pakistan, Iran und Ägypten - hätten an dem Film mitgearbeitet. "Wir sind da rangegangen mit dem Wissen, was wahrscheinlich passieren würde", sagte Klein.

Die gemeinnützige US-Organisation Southern Poverty Law Center, die Hassgruppen beobachtet, gibt an, Klein sei ein früherer Elitesoldat und langjähriger Aktivist für christliche Rechte. Er habe geholfen, paramilitärische Milizionäre an einer kalifornischen Kirche auszubilden. Zudem habe er eine Gruppe namens Vereinte tapfere Christen gegründet, die vor Abtreibungskliniken, Mormonentempeln und Moscheen protestiere.

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