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Russland nimmt Journalisten fest: Kreml bestätigt Austausch von Gershkovich


US-Reporter könnte frei kommen
Russland geht härter gegen Journalisten vor – fünf in Haft

Von afp
28.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Evan GershkovichVergrößern des BildesMoskau wirft Evan Gershkovich Spionage vor. (Quelle: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa/dpa-bilder)
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Russland hat fünf Journalisten gewaltsam festgenommen und bedroht. Zugleich laufen nach Kreml-Angaben Verhandlungen über den Austausch eines in Russland inhaftierten US-Journalisten.

Innerhalb von 24 Stunden hat die Polizei in der russischen Hauptstadt Moskau fünf Journalisten festgenommen, die für unabhängige Medien arbeiten. Ein Reporter sei in der Haft geschlagen worden, teilte die Menschenrechtsorganisation OVD-Info unter Berufung auf eine Augenzeugin am Donnerstag mit. Zudem drohten ihm die Polizisten demnach mit sexueller Gewalt.

Die für das Nachrichtenportal Sotavision arbeitende Journalistin Antonina Faworskaja war am späten Mittwoch zum Verhör gebracht worden, nachdem sie bereits eine zehntägige Haftstrafe verbüßt hatte, weil sie Blumen am Grab des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny niedergelegt hatte. Ihre Kolleginnen Alexandra Astachowa und Anastasia Musatowa wurden ebenfalls von der Polizei festgenommen.

"Sie haben mich getreten, einen Fuß auf meinen Kopf gestellt"

Am frühen Donnerstag verhaftete die Polizei zudem die Sotavision-Reporterin Ekaterina Anikjewitsch und Konstantin Scharow vom Nachrichtenportal RusNews, während sie in der Nähe von Faworskajas Wohnung filmten. Laut Scharow könnte das der Grund für die Festnahme sein. OVD-Info erklärte, die Vorwürfe seien unklar.

"Sie sagten uns, dass wir Drogensüchtige seien und ohne Grund hier herumlungerten", wurde Scharow im Portal RusNews zitiert. Seinen Angaben zufolge wurde kein Bericht über die Festnahme erstellt. "Sie haben mich getreten, einen Fuß auf meinen Kopf gestellt, meine Finger verdreht und mich ausgelacht, als ich versuchte aufzustehen", berichtete er. Der Journalist gab an, eine Kopfverletzung, Abschürfungen, ausgekugelte Finger und Verstauchungen davongetragen zu haben.

US-Journalist im Austausch gegen Tiergarten-Mörder

Zugleich gehen nach Angaben des Kremls Verhandlungen über einen Austausch des in Russland inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich weiter. "Wir haben mehrfach gesagt, dass es bestimmte Kontakte gibt, dabei aber Stillschweigen bewahrt werden muss", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau. Dieses Schweigen zu brechen, würde nur zusätzliche Probleme schaffen und ein Ergebnis verhindern, fügte er hinzu, ohne Einzelheiten zu nennen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Februar gesagt, er würde Gershkovich als Teil eines Gefangenenaustausches sehen. Der Kreml-Chef machte deutlich, dass er im Gegenzug die Freilassung des wegen des sogenannten Tiergarten-Mordes in Berlin verurteilten Vadim Krasikow erwarte. Krasikow hatte nach Überzeugung des Gerichts im Auftrag des russischen Staats im August 2019 einen tschetschenischstämmigen Georgier im Kleinen Tiergarten erschossen.

Vor kurzem verlängerte ein Gericht in Moskau die Untersuchungshaft des wegen Spionagevorwürfen inhaftierten US-Journalisten Gershkovich bis zum 30. Juni. Kreml-Sprecher Peskow sagte, bislang gebe es keine Hinweise darauf, wann der Prozess beginnen werde. Beobachter gehen davon aus, dass ein Gefangenenaustausch erst infrage komme, sobald ein Urteil gefällt sei.

Lage für Journalisten in Russland zunehmend gefährlich

Der "Wall Street Journal"-Reporter Gershkovich war Ende März vergangenen Jahres während einer Recherchereise im Ural vom Geheimdienst FSB festgenommen worden. Gershkovich drohen bis zu 20 Jahre Haft. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Anschuldigungen zurück.

Washington wirft Moskau vor, US-Staatsbürger zu verhaften, um sie als Faustpfand zur Freilassung russischer Spione im Ausland zu benutzen. Gershkovich ist im Lefortowo-Gefängnis inhaftiert, wo er eine Zelle mit einem Mithäftling teilt.

Seit dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine ist die Berichterstattung für Journalisten in Russland zunehmend gefährlicher geworden. Wenn sie sich den Darstellungen des Kremls widersetzen, drohen ihn Geldbußen und Haftstrafen. Fast alle unabhängigen Medienorganisationen wurden inzwischen verboten oder blockiert.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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