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Korruption in Russland: Das ist Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow


Russischer Vize-Verteidigungsminister Iwanow
Er war einer der reichsten Politiker, jetzt sitzt er im Gefängnis


24.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Timur Iwanow: Der russische Vize-Verteidigungsminister wurde festgenommen. (Quelle: Sergei Bobylev via www.imago-images.de/imago)

Bereits länger gab es Korruptionsvorwürfe, nun wurde er festgenommen: Der russische Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow ist nicht mehr im Amt. Wer ist der Mann?

Das russische Verteidigungsministerium hat inmitten des Angriffskrieges gegen die Ukraine mit einem Korruptionsfall in den eigenen Reihen zu kämpfen. Der Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow wird verdächtigt, Bestechungsgelder angenommen zu haben, wie Russlands Ermittlungskomitee am Dienstagabend auf Telegram mitteilt. Weitere Details wurden vorerst nicht bekannt. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte Reportern, Präsident Wladimir Putin sei im Voraus über die Inhaftierung informiert worden.

Ganz überraschend kommen die Vorwürfe allerdings nicht. Bereits Ende 2022 tauchte der Name in einer Recherche des Teams vom mittlerweile verstorbenen Kremlgegner Alexei Nawalny auf. Darin wurde Iwanow beschuldigt, mehrere Immobilien in und um Moskau mithilfe von Vertragsarbeitern des Verteidigungsministeriums gebaut und repariert zu haben. Zudem wurde ihm "Korruption während des Baus in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine" vorgeworfen.

"Einer der Reichsten in der russischen Sicherheitselite"

So war Iwanow im Verteidigungsministerium vor allem für zahlreiche große Bauprojekte des Ministeriums zuständig, darunter die Hauptkathedrale der russischen Streitkräfte, der militärische Themenpark Patriot Park, der Weltraumbahnhof in Wostotschny und zuletzt insbesondere der Wiederaufbau der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol. Diese wurde von der russischen Armee beim Einmarsch fast vollkommen zerstört.

Iwanow war als einer von zwölf Stellvertretern des derzeitigen Verteidigungsministers Sergei Schoigu seit 2016 im Amt, soll aber bereits seit 2012 mit Schoigu zusammengearbeitet haben. Zuvor war er stellvertretender Ministerpräsident der Region Moskau, wo Schoigu kurzzeitig als Gouverneur fungierte.

Laut der russischen Journalistin Farida Rustamova ist Iwanow "möglicherweise der ranghöchste kriminelle Verdächtige aus den Reihen der Staatsmacht seit Beginn des Krieges". Auf Telegram erklärt sie, er sei bekanntermaßen einer der reichsten Männer der russischen Sicherheitselite. Er steht auch auf der Sanktionsliste der EU, die ihn auf Position zehn in der Gesamthierarchie der russischen Militärführung ansieht.

Die Untersuchungen von Nawalnys Team haben zudem gezeigt, dass Iwanows Familie jahrelang ein Luxusleben in Europa mit Urlauben in Saint-Tropez, Autos von Rolls-Royce und teurem Schmuck genoss. Zudem umging er die EU-Sanktionen zumindest teilweise, indem er sich 2022 kurzerhand von seiner Frau Swetlana Maniowitsch scheiden ließ, wohl um ihr Vermögen vor den Sanktionen zu schützen. Sie selbst soll in Frankreich weiterhin ein Luxusleben führen.

Luxusleben in Frankreich vorbei: Es drohen 15 Jahre Haft

Ihrem Ex-Mann droht hingegen nun eine lange Zeit im Gefängnis: Das russische Ermittlungskomitee teilte mit, er sei wegen Teil 6 von Artikel 290 des russischen Strafgesetzbuches verhaftet worden. Dieser gilt, wenn eine mutmaßliche Bestechung eine Million Rubel übersteigt, was ungefähr 10.000 Euro entspricht. Deshalb drohen ihm jetzt bis zu 15 Jahre Haft.

Das Vorgehen Russlands gegen Iwanow ist aber insofern ungewöhnlich, als Korruption im Kreis der russischen Machteliten als weit verbreitet gilt und meist toleriert wird. Viele hohe Regierungsbeamte haben ihre Position vermutlich ausgenutzt, um ihre oftmals beträchtlichen Vermögen anzuhäufen.

"Er ist kein Ausreißer, wenn es um Nebenbeschäftigungen und unerklärlichen Reichtum geht", erklärt Dara Massicot der "New York Times". Die Expertin für das russische Militär beim Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden in Washington führte aus: "Für ein solches Ende Ihrer Karriere müssen Sie jemandem in die Quere gekommen sein." Personen, die auf solche Weise in Ungnade fallen, seien zuvor in der Regel mit den Geschäftsinteressen der russischen Sicherheitsdienste oder eines Bauoligarchen mit noch besseren Beziehungen in Konflikt geraten.

Doch nicht nur die russische Seite kämpft aktuell mit Korruptionsvorwürfen. Auch in der Ukraine gibt es immer wieder Fälle. Aktuell wirft die Anti-Korruptionsbehörde dem Landwirtschaftsminister Mykola Solsky vor, sich von 2017 bis 2021 am illegalen Erwerb staatlicher Ländereien im Wert von umgerechnet fast 6,9 Millionen Euro bereichert zu haben. Zudem habe er wohl versucht, sich weitere Gebiete im Wert von fast 4,5 Millionen Euro zu sichern. Zu dieser Zeit war er noch kein Minister, das Amt übt er seit 2022 aus.

Verwendete Quellen
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