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Mordfall Lena: Polizei nimmt neuen Verdächtigen fest


Kriminalität
Mordfall Lena: Polizei nimmt neuen Verdächtigen fest

Von dpa, dapd, afp
Aktualisiert am 31.03.2012Lesedauer: 3 Min.
Sexualmord im Parkhaus: Noch immer hält die Polizei diesen Mann auf dem Überwachungsvideo für den Täter. Ist es der neue Festgenommene?Vergrößern des BildesSexualmord im Parkhaus: Noch immer hält die Polizei diesen Mann auf dem Überwachungsvideo für den Täter. Ist es der neue Festgenommene? (Quelle: dapd)
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Im Mordfall Lena im ostfriesischen Emden hat die Polizei einen weiteren Verdächtigen vorläufig festgenommen. Es handelt sich um einen 18 Jahre alten Mann, gegen den sich der Verdacht wegen eines DNA-Tests gerichtet hätte.

Das teilten die Staatsanwaltschaft aus Aurich und die Polizeiinspektion in Leer/Emden am Samstag mit. Im Tagesverlauf seien weitere Hinweise aus der Bevölkerung bei den Ermittlern eingegangen, dabei habe sich der Verdacht gegen den jungen Mann konkretisiert.

Weitere Angaben wollte die Polizei zunächst nicht machen und verwies auf eine Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntagnachmittag in Emden. Keine Antwort gab es etwa zu den Fragen, ob sich der Tatverdächtige bereits zu den Anschuldigungen geäußert hat und ob er wie die elfjährige Lena aus Emden stammt.

Das Ergebnis des DNA-Tests habe zugleich bestätigt, dass der zunächst festgenommene 17-Jähriger tatsächlich unschuldig ist. Dieser war bereits am Freitag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die elfjährige Lena war am vergangenen Samstag in einem Parkhaus im ostfriesischen Emden sexuell missbraucht und getötet worden.

Die Mordkommission setzt ihre Ermittlungen trotz der Festnahme in alle Richtungen fort. In diesem Zusammenhang gingen auch weiterhin zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung ein. Seit das Mädchen vor einer Woche tot gefunden wurde, waren mehr als 300 Hinweise eingegangen.

Die Ermittler halten nach wie vor den Mann in dunkler Kleidung für den Täter, der auf einem Video der Überwachungskamera des City-Parkhauses von Emden zu sehen ist. Seit Lenas Tod hatten die Ermittler zwei Videosequenzen im Internet veröffentlich, darunter eine aktualisierte. Ob die Polizei den jetzt Festgenommenen für diesen Mann hält - auch dazu gibt es offiziell keine Stellungnahme.

Unschuldiger flieht aus Emden

Unterdessen hatte die Zeitung "Express" berichtet, dass der unschuldige 17-Jährige nach seiner Freilassung seine Heimatstadt Emden verlassen habe. Der Schüler habe die Flucht ergriffen, nachdem er Pflastersteine gesehen hatte, die Unbekannte in seinen Garten geworfen haben. Dies habe eine Freundin des 17-Jährigen der Zeitung berichtet. Der Jugendliche soll auch gesagt haben, dass er nie mehr zurückkommen wolle.

Nach der Festnahme des Jugendlichen als Tatverdächtiger im Mordfall Lena waren Hassparolen und Lynch-Aufrufe im Internet aufgetaucht. Noch während der Jugendliche in der JVA Vechta war, warnte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) deshalb vor Vorverurteilungen in Sozialen Netzwerken. Nach Aufrufen im Netz war eine aufgebrachte Menschenmenge sogar vor die Polizeistation in Emden gezogen, als die Festnahme bekanntgeworden war. Dort habe sie für eine zusätzliche, unnötige und nicht zu akzeptierende Störung gesorgt, kritisierte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. "Wer hinter den Lynchaufrufen steckt, muss die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen."

"Wir werden Hetzaufrufen in Sozialen Netzwerken mit Nachdruck entgegentreten und dann auch gegebenenfalls Ermittlungsverfahren gegen Personen einleiten, die solche Aufrufe tätigen. Für die Sicherheit des Jungen ist gesorgt, dafür kann ich mich verbürgen", sagte der Staatsanwalt Südbeck. Er verteidigte auch die Polizei und seine eigene Behörde: Polizei und Staatsanwaltschaft hätten "zu jeder Zeit richtig gehandelt."

Kritik an Ermittlungsbehörden

Zuvor war die Kritik an den ostfriesischen Ermittlungsbehörden gewachsen. "Polizei und Staatsanwaltschaft haben ein Interesse an einem raschen Fahndungserfolg", sagte der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Deshalb sind sie manchmal etwas voreilig und riskieren zu häufig einen zu schnellen Gang an die Öffentlichkeit." Uhl fügte hinzu: "Die Vorfälle zeigen wieder einmal, welche Kräfte im Internet freigesetzt werden können. Die sind nicht immer zu begrüßen." Der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz sagte dem Blatt: "Ich bin sehr dafür, dass Leute, die zur Lynchjustiz aufrufen, unnachgiebig verfolgt werden."

Auch der Berliner Strafrechtsprofessor Martin Heger äußerte massive Kritik. Zwar sei es vermutlich korrekt gewesen, nach Würdigung der Indizien und Beweise den 17 Jahre alten Berufsschüler zu verhaften. "Aber die Staatsanwaltschaft ist mit den Sachverhalten zu offensiv an die Öffentlichkeit gegangen", sagte er der Zeitung "Die Welt". Heger forderte die Staatsanwaltschaft auf, zur Rehabilitierung des zu Unrecht inhaftierten 17-Jährigen ebenso massiv an die Öffentlichkeit zu gehen.

Von gravierenden Fehlern sprach auch der Kriminologe Christian Pfeiffer. Die Verdachtsmomente gegen den Jugendlichen seien dürftig gewesen, trotzdem habe ihn die Polizei öffentlich in Handschellen vorgeführt, sagte Pfeiffer.

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