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Mont Blanc: Bergsteiger sind tot


Panorama
Leichen der am Mont Blanc eingeschneiten Bergsteiger gefunden

Von afp
Aktualisiert am 09.11.2011Lesedauer: 2 Min.
Die zwei französischen Bergsteiger, die am Mont Blanc eingeschneit worden waren, sind totVergrößern des BildesDie zwei französischen Bergsteiger, die am Mont Blanc eingeschneit worden waren, sind tot (Quelle: AFP-bilder)
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Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Seit Freitag versuchten die italienische und französische Bergwacht, zwei am Mont-Blanc-Massiv festsitzende Bergsteiger aus Eis und Schnee zu befreien. Doch die Retter verloren: Am Mittwoch wurden die beiden erfahrenen Alpinisten tot aufgefunden.

Ein roter Anorak hatte einen französischen Hubschrauber auf die Spur der beiden Alpinisten gebracht, die offenbar beim Abstieg aus ihrer Eishölle erfroren.

"Sie waren nicht in einem Schneeloch, sondern in der Nähe einer Bergkuppe ohne Schlafsack", schilderte der italienische Rettungsleiter Oscar Taiola die Szene. "Ich glaube, sie waren dabei abzusteigen." Sechs Tage lang hatten der 47-jährige Bergführer Olivier Sourzac und die 44-jährige Pariser Alpinistin Charlotte Demetz nach ihrem Notruf am Freitag bei Schneestürmen und Temperaturen um minus 25 Grad nachts ausgeharrt.

Körper total ausgekühlt

Wie kalt es in 4000 Metern Höhe in den vergangenen Tagen war, zeigten die Rücksäcke der beiden Toten: Sie waren so zugefroren, dass die Retter sie zunächst nicht aufmachen konnten. Die Körper von Sourzac und Demetz waren auf null Grad abgekühlt.

Ein Schneeloch habe er für sich und seine Begleiterin unter einer Eisplatte gegraben, berichtete der 47-jährige Bergführer bei seinem letzten Telefonat am Freitag. Die Stimmung sei "recht gut". Die Lebensmittel reichten noch "ein kleines bisschen", und der Kocher funktioniere. Danach war der Handy-Akku des Bergführers leer, Neuigkeiten von den beiden gab es seither nicht mehr.

Stürme und heftiges Schneetreiben

Sourzac und Demetz waren vor einer Woche zu einer Tour auf die Grandes Jorasses im Montblanc-Massiv aufgebrochen. Doch Stürme und heftiges Schneetreiben zwangen den 47-Jährigen und seine Begleiterin, 150 Meter unterhalb der Pointe Walker Zuflucht zu suchen, des Gipfels der Grandes Jorasses. Nach dem Notruf am Freitag tat die Bergrettung alles, um zu den beiden Vermissten zu gelangen.

Mehrmals stiegen Hubschrauber von italienischer und französischer Seite auf, um die Bergsteiger zu suchen. Doch schlechte Sicht und starker Wind mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde zwangen die Rettungsteams jedes Mal zum Umkehren. Es herrschten Wetterbedingungen "wie am Himalaya", hieß es bei der italienischen Bergwacht. "Wir riskieren das Leben der Retter", warnte Rettungsleiter Taiola am Montag.

Auch Sourzacs Bruder Bruno, der zusammen mit sieben weiteren Bergführern zur Suche aufgebrochen war, musste die Schutzhütte in Boccallatte wieder verlassen, weil das Wetter zu schlecht war. Experten warnten wegen der Lawinengefahr davor, zu Fuß zu den beiden Eingeschlossenen vorzudringen. "Die Hoffnung schwindet", räumte Jean-Baptiste Estachy, Leiter der Gebirgsgendarmerie in Chamonix, dann am Montag ein. Die beiden Bergsteiger seien zwar gut ausgerüstet, "aber die Zeit arbeitet gegen sie".

Kaum eine Überlebenschance

Bislang überlebten nur wenige Bergsteiger solche Extrembedingungen. Im Februar 1971 überstand der Franzose René Desmaison 15 Tage an der Pointe Walker. Sein Begleiter starb damals kurz vor der Rettung. Desmaison, der wie Sourzac ein Schneeloch gegraben hatte, verarbeitete die Tragödie in dem Buch "Dreihundertzweiundvierzig Stunden in den Grandes Jorasses".




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