Justiz Mehrjährige Haftstrafen für Berliner U-Bahn-Schläger
Nach dem Gewaltexzess in einem Berliner U-Bahnhof hat das Landgericht vier junge Schläger des versuchten Mordes schuldig gesprochen und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das teilte der Sprecher des Landgerichts, Tobias Kaehne, nach der Urteilsverkündung in dem nicht öffentlichen Prozess mit.
Das Quartett habe sein Opfer aus Lust an der Gewalt misshandelt. Die Jugendlichen bekamen Freiheitsstrafen zwischen vier und sechs Jahren.
Verteidiger kündigt Revision an
Die Schüler im Alter zwischen 15 und 18 Jahren hatten im Februar einen Handwerker im U-Bahnhof Lichtenberg mit Tritten gegen den Kopf und Schlägen bis zur Bewusstlosigkeit gequält. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, ein Verteidiger kündigte bereits Revision an.
Der Angriff hatte bundesweit Entsetzen hervorgerufen. Der 30 Jahre alte Maler erlitt schwerste Kopfverletzungen und lag wochenlang im künstlichen Koma. Er kämpfte sich nur mühsam zurück ins Leben. Eine Narbe am Hinterkopf ist immer noch zu sehen. Der junge Mann hatte den Prozess verfolgt, kam aber nicht zur Urteilsverkündung. Wegen der schweren Hirnverletzungen kann er sich kaum erinnern.
Kein Hass auf Deutsche
Sein gleichaltriger Kollege kam mit Prellungen davon. Er hatte zunächst aus dem Bahnhof fliehen können, wurde dann aber von den Schlägern aufgespürt. Die beiden Maler waren kurz vor Mitternacht auf dem Heimweg, als sie angegriffen wurden.
Die Schüler mit Migrationshintergrund hatten Schläge und Tritte eingeräumt. Tötungsabsichten bestritten sie aber. Der ursprüngliche Vorwurf, die jungen Männer hätten aus Hass auf Deutsche zugeschlagen und getreten, erhärtete sich laut Urteil nicht. Das Strafmaß blieb unter der Höchstforderung der Staatsanwaltschaft von knapp acht Jahren Haft.
Immer wieder erschreckende Gewaltausbrüche
Immer wieder kommt es in Berlin in Bahnhöfen und an Haltestellen zu erschreckenden Gewaltausbrüchen. Bei dem bisher schlimmsten Fall starb ein 23-Jähriger, als er im September auf der Flucht vor Schlägern vor ein Auto rannte. Ein Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft.
Deutschlandweit schockierte in diesem Jahr auch ein Überfall auf einen Installateur im U-Bahnhof Friedrichstraße. Im September wurde ein 18-Jähriger zu zwei Jahren und zehn Monaten Jugendstrafe verurteilt. Der Gymnasiast war betrunken, als er dem Handwerker mehrmals wuchtig gegen den Kopf trat. Der Mann überlebte, leidet aber weiter an den psychischen Folgen. Seinen Gewaltausbruch hatte der Schüler nicht erklären können.