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Massaker von Utoya: Mette-Marits Stiefbruder tot


Terrorismus
Mette-Marits Stiefbruder auf Utoya erschossen

Von dpa
Aktualisiert am 25.07.2011Lesedauer: 4 Min.
Norwegen unter Schock: Prinzessin Mette-Marit hat zusätzlich noch einen ganz persönlichen Grund zu trauernVergrößern des BildesNorwegen unter Schock: Prinzessin Mette-Marit hat zusätzlich noch einen ganz persönlichen Grund zu trauern (Quelle: Reuters/Reuters-bilder)
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Unter den Opfern des Massakers auf der Insel Utoya in Norwegen ist auch ein Stiefbruder der norwegischen Prinzessin Mette-Marit. Der 51 Jahre alte Polizist Trond Berntsen wurde von dem Attentäter erschossen, nachdem er seinen zehnjährigen Sohn und zwei Mädchen in Sicherheit gebracht hatte und auf den Attentäter zulief. Das berichtet die norwegische Zeitung "Aftenposten".

Berntsens Vater war mit der Mutter Mette-Marits, Marit Tjessem, verheiratet. Er hatte sich privat im Sommerlager der sozialdemokratischen Jugendorganisation Norwegens aufgehalten. Eine Sprecherin des Königshofs in Oslo sagte der Nachrichtenagentur NTB: "Die Gedanken der Prinzessin sind bei den nächsten Angehörigen."

Polizei korrigiert Zahl der Opfer nach unten

Die Polizei hat nach eigenen Angaben jetzt alle Toten registriert und die Anzahl der Opfer der Anschläge auf 76 korrigiert - 68 auf Utoya und 8 in Oslo. Bisher wurde die Zahl mit 93 angegeben. Jetzt sind die Beamten damit beschäftigt, die Leichen zu identifizieren. Ein Sprecher erklärte die Diskrepanz mit der sehr schwierigen Ermittlungslage. Es würden auf Utoya aber noch Menschen vermisst und die Zahl könne sich jederzeit nochmals ändern.

Die Osloer Polizei stritt ab, viel zu spät auf Utoya angekommen zu sein und dadurch noch mehr Menschen verloren zu haben. Das Auto sei das schnellste Verkehrsmittel gewesen und auch mithilfe von Hubschraubern hätte man nicht mehr Leben retten können. Kritiker werfen der Polizei vor, dass der Attentäter fast 90 Minuten Zeit hatte, seine Opfer zu stellen.

Zum Angeklagten sagten die Beamten, er verhalte sich in den Verhören ruhig. Ihm sei vor der Tat klar gewesen, dass er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen würde. Der Polizeiankläger Christian Hatlo kündigte an, Breivik werde rechtspsychiatrisch auf seine Zurechnungsfähigkeit untersucht.

Breivik plädiert auf "nicht schuldig"

Der mutmaßliche Attentäter Anders Behring Breivik wurde unterdessen in Oslo einem Haftrichter vorgeführt - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Er wollte der sozialdemokratischen Arbeiterpartei größtmöglichen Schaden zufügen, gab er nach Gerichtsangaben beim Hafttermin an. Sie sei für den "Massenimport von Muslimen" verantwortlich, verrate die norwegische Kultur und habe dafür bezahlen müssen. Seine Tat sei ein "starkes Signal" an die Norweger. Breivik plädiert auf "nicht schuldig", sagte Richter Kim Heger, obwohl er gleichzeitig die Anschläge auf Utoya und in Oslo zugab.

Heger verhängte die von der Polizei gewünschten acht Wochen Untersuchungshaft, von denen der 32-Jährige Attentäter vier Wochen in "völliger Isolation" verbüßen muss - er darf mit seinem Anwalt sprechen, aber sonst nicht mit der Außenwelt kommunizieren. Von Breivik gehe weiter ein großes Risiko aus, hieß es auf der Pressekonferenz des Gerichts. Er habe außerdem während des Termins von möglichen Komplizen - wörtlich: "zwei weiteren Zellen in unserer Organisation" - gesprochen. Die Polizei sagte, sie könne diese Aussage weder bestätigen noch dementieren.

Beim Eintreffen vor dem Stadtgericht haben Jugendliche das Auto mit Breivik attackiert. Sie traten gegen den schwarzen Jeep und riefen "Mörder".

Attentäter hat bei "Unabomber" abgeschrieben

Der 32-jährige Überzeugungstäter hat sich beim Verfassen seines mehr als 1500 Seiten langen Manifests unter anderem vom "Unabomber" Ted Kaczynski aus den USA inspirieren lassen. Der ehemalige Mathematikprofessor hatte in den 1990er Jahren mit einer Serie von Briefbombenanschlägen in seiner Heimat gegen den technologischen Fortschritt protestieren wollen. Die Ausführungen Kaczynskis kommen in leicht abgewandelter Form bei Breivik vor. Einige Textpassagen wurden sogar fast wortwörtlich übernommen.

Wie bekannt wurde, hat Breivik Komponenten für seine Bombe in Polen gekauft. Wie die polnischen Behörden mitteilten, handelte es sich um handelsübliche Chemikalien, darunter Kunstdünger. Der Kauf war legal. Den Angaben zufolge erwarb Breivik weitere Komponenten in anderen europäischen Ländern, überwiegend in Norwegen. Die Käufe in Polen seien "ohne kritische Bedeutung", hieß es. Außerdem hat der Attentäter offenbar versucht, Waffen in Prag zu kaufen - allerdings ohne Erfolg, berichten tschechische Medien.

Ganz Norwegen trauert

Zuvor gedachte Norwegen mit einer Schweigeminute der fast hundert Toten bei den beiden Terroranschlägen. Überall in dem skandinavischen Land haben die knapp fünf Millionen Bürger die Arbeit ruhen lassen. Alle Eisenbahnzüge wurden zum Halten gebracht, in der Hauptstadt Oslo ruhte auch der Straßenverkehr.

Bei dem Massaker auf der Insel Utoya und durch eine Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel waren am Freitag mindestens 93 Menschen ums Leben gekommen. König Harald V. und Ministerpräsident Jens Stoltenberg leiteten das stille Gedenken in der Aula der Osloer Universität ein. Sie trugen sich als Erste in ein Kondolenzbuch für die überwiegend jugendlichen Opfer des Attentäters ein.

Breiviks Vater unter Personenschutz

Inzwischen hat die Polizei norwegischen Medienberichten widersprochen, das Haus von Breiviks Vater in Frankreich durchsucht zu haben. Er stehe im südfranzösischen Cournanel aber vorsorglich unter Polizeischutz. Das Anwesen des Mannes werde von der Gendarmerie bewacht, sagte Staatsanwalt Antoine Leroy.

Der Rentner habe angegeben, seit 1995 nicht mehr mit seinem Sohn gesprochen zu haben. Sie hätten nie zusammengewohnt; die Eltern hätten sich schon 1980 getrennt. Als Junge sei Breivik verschlossen, aber nicht politisch interessiert gewesen.

Von den grausamen Attentaten seines Sohnes in Oslo und auf der Ferieninsel Utoya habe er nur über das Internet erfahren, sagte Jens Breivik der Zeitung. Der Fernsehsender NRK zitiert aus einer E-Mail, in der Breiviks Vater schreibt: "Ich fühle große Trauer und Entsetzen über das, was geschehen ist. Ich komme über den Schock der wahnsinnigen Taten von Anders nicht hinweg, mit dem ich seit 1995 keinen Kontakt mehr hatte. Für mich ist unbegreiflich, dass so etwas geschehen konnte."

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