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Krieg um Bello - Hundediebe in Vietnam


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Krieg um Bello - Hundediebe in Vietnam

Von dapd
Aktualisiert am 14.10.2011Lesedauer: 3 Min.
Vietnam: Diebe machen mit gestohlenen Hunden ein gutes GeschäftVergrößern des BildesDiebe machen mit gestohlenen Hunden ein gutes Geschäft (Quelle: reuters)
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Als Nguyen Van Cuong den Nachbarn schreien hörte "Ein Dieb! Ein Dieb!", war es schon zu spät. Zwei Männer auf einem Moped hatten seinen Hund Black geschnappt und knatterten davon. Cuong und der Nachbar sprinteten hinterher. Da schleuderten die Hundediebe Ziegelsteine auf die Verfolger. Ein Passant wurde am Kopf getroffen und getötet.

Überall in Vietnam spielen sich solche Auseinandersetzungen ab zwischen professionellen Hundefängern, die den besten Freund des Menschen für gutes Geld an Restaurants verkaufen, und wütenden Hundebesitzern. Die haben es zunehmend satt, dass die Polizei kaum etwas unternehmen kann, und greifen mehr und mehr zur Selbstjustiz. Aufgebrachte Menschenmengen auf den Dörfern hetzten schon hinter Dieben her und schlugen sie tot, einer wurde sogar in Brand gesteckt. Die Banditen ihrerseits verteidigen ihr einträgliches Geschäft mit Steinen und Pfeilen.

Lieb und teuer

"Die Hundediebe werden immer aggressiver; sie stehlen Dorfbewohnern am helllichten Tag die Hunde", sagt Tran The Thieu, Polizeichef des Dorfes Hung Dong in der Provinz Nghe An. "Die Leute sind sehr zornig, dass ihre Hunde gestohlen und die Täter selten verhaftet werden."

Hundefleisch gilt in Vietnam als Delikatesse und wird vor allem im Norden gern bei Festen gereicht. Auf gebratene Vierbeiner spezialisierte Restaurants sind besonders am Ende jedes Mondmonats gut besucht, wenn die Männer einem Aberglauben folgend Hund zu speisen pflegen, um Pech abzuwenden. Mit der rasanten Wirtschaftsentwicklung Vietnams boomen auch die Hunderestaurants in der Hauptstadt Hanoi. Doch da auch die Inflation zunimmt, hat sich so mancher auf eine kreative Methode des Geldverdienens verlegt.

Da Hunde in der Regel frei herumlaufen, sind sie ein leichtes Ziel. Hund bringt in Hanoi umgerechnet rund 4,50 Euro pro Kilo Lebendgewicht, etwas mehr als Huhn. Ein 20 Kilogramm schweres Tier kann mit gut 80 Euro mehr als den durchschnittlichen Monatslohn eines Arbeiters einbringen. Das ist viel Geld für die Diebe, die auf Mopeds durch die Gegend streifen und sich die Vierbeiner im Handumdrehen schnappen. Manchmal setzen sie die Tiere erst mit Elektroschocker-Pfeilen außer Gefecht.

Die meisten Vietnamesen hegen Hunden gegenüber zwiespältige Gefühle. Sie halten sie als Wachhunde und geben ihnen häufig Namen, betrachten sie aber nicht als Familienmitglieder, wie das im Westen gang und gäbe ist. Doch das heißt nicht, dass ihnen nichts an den Tieren liegen würde.

Kampf bis aufs Messer

In der Provinz Nghe An nimmt der Hundekrieg an Schärfe zu, wie Polizeichef Thieu berichtet. Im Juni verfolgten aufgebrachte Bürger einen Dognapper und erschlugen ihn. Dann zündete der Mob seinen Leichnam an und ließ ihn als Warnung am Straßenrand liegen. Bei anderen Zwischenfällen wurden sieben Dorfbewohner von flüchtenden Dieben mit Messern, Flaschen und Schleudern verletzt. Ende September stellten sich zwei Männer der Polizei, die einen Hundebesitzer, der sie verfolgt hatte, mit einem Pfeil ins Herz getötet hatten.

Die meisten machen sich nicht die Mühe, die Polizei zu rufen. "Die Einwohner sagen, die Polizei nimmt denen nur ein Bußgeld ab und lässt sie laufen", sagte ein leitender Ermittler in Nghe An einer Zeitung. "Das stimmt. Ein Dieb muss nur mit einem Strafverfahren rechnen, wenn die betreffende Sache mindestens zwei Millionen Dong (rund 70 Euro) wert ist. Ein Hund ist viel billiger, und der Dieb bekommt nur eine Geldbuße."

Der illegale Hundehandel ist grenzüberschreitend. Vorigen Monat wurden in Nordthailand zwei Männer festgenommen, die 120 Hunde in Säcke gestopft nach Vietnam schmuggeln wollten. Ebenfalls auf dem Weg nach Vietnam waren 120 elende Kreaturen in Käfigen auf einem Lastwagen, die im August in Thailand beschlagnahmt wurden. Die Hälfte davon verendete später, wie die Lokalpresse berichtete.

Hundefleisch nur im Restaurant

Mittelgroße struppige Köter, in engen Drahtkäfigen hinten auf Mopeds geschnallt, sieht man in Vietnam häufig. Geschlachtet, abgezogen und auf dem Rost gebraten, baumeln sie später an Drähten vor Restaurants. Hundefleischgerichte reichen vom Braten bis zur Suppe, die mit beißender Krabbenpaste serviert wird. Das Fleisch hat eine wildähnliche Textur und schmeckt etwas streng.

Hundebesitzer Cuong, der kürzlich seinen 15 Jahre alten Black einbüßte, berichtete, dass die Polizei die zwei Diebe gefasst habe, die den Passanten mit dem Ziegelstein erschlugen. Sein entführter Hund sei nach Auskunft der Polizei für 900.000 Dong (35 Euro) verkauft worden. Cuong ist immer noch zornig. Schon an die zehn Tiere seien ihm über die Jahre weggefangen worden. "Es ist sehr schwierig, einen guten und klugen Hund aufzuziehen", sagte der 54-Jährige. "Wenn ich den Schuldigen erwischt hätte, ich hätte ihn verdroschen!"

Würde er seine eigenen Hunde essen? Cuong schüttelt energisch den Kopf: "Wenn ich Hundefleisch will, gehe ich ins Restaurant."

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