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Gauck-Nominierung: Philipp Rösler vergreift sich im Ton


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"Na, wie haben Sie denn Ihr Haus finanziert?"

Von dapd, dpa, afp, t-online
Aktualisiert am 21.02.2012Lesedauer: 2 Min.
Präsidentschaftskandidat Joachim Gauck dürfte Phillip Röslers Humor wenig amüsierenVergrößern des BildesPräsidentschaftskandidat Joachim Gauck dürfte Phillip Röslers Humor wenig amüsieren (Quelle: imago-images-bilder)
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Vizekanzler Philipp Rösler zählte am Sonntagabend zu den großen Gewinnern: Der FDP-Vorsitzende setzte sich bei der Nominierung von Joachim Gauck als künftigem Bundespräsidenten sogar gegen Kanzlerin Angela Merkel durch. Doch der Erfolg machte ihn wohl übermütig: Als Gauck noch am Abend im Kanzleramt eintraf, begrüßte er ihn mit den Worten "Na, wie haben Sie denn Ihr Haus finanziert?" - in Anlehnung an die Skandale seines zurückgetretenen Vorgängers Christian Wulff. Dabei soll er ihm sogar einen Klaps auf die Schulter verpasst haben, meldete die "Welt".

Gauck war daraufhin peinlich berührt, berichteten mehrere Sitzungsteilnehmer. Der Kandidatenkür war ein stundenlanger Streit in der schwarz-gelben Koalition vorangegangen.

Union drohte mit Ende der Koalition

Röslers Fauxpas erklärt sich auch damit, dass es zuvor im Kanzleramt hoch hergegangen war. Der FDP-Chef bestätigte, dass die Union im Streit um die Gauck-Nominierung mit der Aufkündigung der Koalition gedroht hatte. "Die Möglichkeit, die Koalition zu beenden, ist von der Union mehrfach genannt worden", sagte Rösler der "Welt". Dennoch sehen sowohl Rösler als auch Unionsspitzen die weitere Zusammenarbeit nicht als gefährdet an.

Die Reaktion von Merkel auf das einstimmige Votum des FDP-Präsidiums für Gauck am Sonntagnachmittag sei "scharf" gewesen, sagte Rösler. Schließlich sei "dieses dramatische Zwischenspiel" aber mit der Zustimmung der Union zu Gauck beendet worden. Das Vertrauen in der Koalition sei nicht zerstört, sagte der Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister. Eine eigenständige Partei wie die FDP habe auch eine eigene Position. Eine funktionierende Koalition meistere "Situationen, wo auch Eigenständigkeit gefragt ist, immer souverän".

Grummeln bei den Grünen

Laut "RP Online" soll Merkel Rösler sogar angebrüllt haben, bevor sie schließlich doch einlenkte. Noch am Abend präsentierten Merkel und Rösler Joachim Gauck als gemeinsamen Kandidaten von Koalition, SPD und Grünen.

Aber auch die Grünen grummeln nach der Entscheidung für Gauck: Der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele sagte der "Frankfurter Rundschau", Gauck habe den Finanzkapitalismus verteidigt, Sarrazins zuwanderungskritische Thesen mutig genannt und die Nöte sozial Schwacher kleingeredet. Ob er in der Bundesversammlung für Gauck stimmen werde, hänge von dessen Erklärungen ab, sagte Ströbele. Der Fraktionssprecher für Integration, Memet Kilic, nannte Gauck "nicht wählbar".

Fraktionschef Jürgen Trittin sagte hingegen der "Frankfurter Rundschau": "Gauck ist nicht deswegen unser Kandidat, weil wir erwarten würden, dass er uns nach dem Mund redet. Sondern weil er jemand ist, der zwar seine Positionen klar vertritt, der aber auch bereit ist, sie einem demokratischen Diskurs zu stellen und sie entweder mit Argumenten zu verteidigen oder zu ändern."

Die Kür zum Bundespräsidenten war aber nicht nur für die Parteien emotional, sondern auch Joachim Gauck selbst. Der 72-Jährige habe im Kanzleramt vor Freude geweint, verlautete aus Teilnehmerkreisen. Obwohl Bouletten und Kartoffelsalat aufgetischt waren, konnte Gauck offenbar nichts essen.

"Ich muss mich noch ein bisschen sortieren"

Für seine Lebensgefährtin und zukünftige First Lady ist der Gedanke an ihre zukünftige Rolle "ein bisschen unwirklich". Was künftig alles auf sie zukomme, vermöge sie sich nicht recht vorzustellen, offenbarte Daniela Schadt in einem Interview mit der "Nürnberger Zeitung", bei der sie als Leitende politische Redakteurin beschäftigt ist.

"Ich muss mich noch ein bisschen sortieren", fügte sie hinzu. Sicher werde sich jetzt in ihrem Leben viel ändern. Aber so richtig wahrhaben könne sie die Umstellung noch nicht.

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