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Israel: Ex-Soldatin schockiert mit Facebook-Bildern


Ausland
Ex-Soldatin schockiert mit Facebook-Bildern

Von dpa, dapd
Aktualisiert am 18.08.2010Lesedauer: 3 Min.
Bilder wie dieses wurden von der Soldatin zwar bereits gelöscht, eine Entschuldigung bleibt aber ausVergrößern des BildesBilder wie dieses wurden von der Soldatin zwar bereits gelöscht, eine Entschuldigung bleibt aber aus (Quelle: Reuters)
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Eine ehemalige israelische Soldatin hat Bilder von sich und palästinensischen Häftlingen bei Facebook veröffentlicht. Die demütigenden Aufnahmen gehen jetzt um die Welt und lösen empörte Reaktionen aus.

Eden Abergil hat bereits vor einem Jahr ihren Militärdienst beendet. Jetzt aber stellte sie Fotos aus ihrer Armeezeit in das soziale Netzwerk Facebook. Auf einem der Bilder posiert die junge Soldatin in olivgrüner Uniform mit einem Lächeln vor bärtigen palästinensischen Gefangenen mit Plastikfesseln und Augenbinden.

Mit ihren virtuellen Freunden reißt sie Medienberichten zufolge Witze auf Kosten der Häftlinge. Innerhalb von wenigen Minuten gingen die Aufnahmen und die Bemerkungen um die Welt. Ein Sturm der Empörung wurde ausgelöst.

Ghassan Chatib, Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde, meinte, die Bilder zeigten "die Mentalität des israelische Besatzers, der stolz darauf ist, Palästinenser zu demütigen". Chatib erklärte: "Die Besatzung ist ungerecht, unmoralisch und - wie diese Bilder zeigen - korrumpierend."

Klare Anweisungen für Soldaten bei Facebook

Über den Umgang mit sozialen Netzwerken wie Facebook gebe es klare Anweisungen in der Armee, so der in Deutschland geborene Hauptmann Shalicar: "Es ist kein Problem, wenn Soldaten Bilder von sich zeigen, etwa wenn sie zusammensitzen, am Strand, im Museum oder im Kino." Es sei aber dabei Aufgabe der Kommandeure, ihren Soldaten deutlich zu machen, "wie man sich zu benehmen hat". Strikt verboten seien vor allem Bilder oder Informationen, die der Sicherheit des Staates Israel schaden könnten.

Viele fühlten sich durch Abergils Bilder an die Affäre Abu Ghoreib im Jahre 2003 erinnert. Damals hatten sich US-Soldaten in einem Gefängnis in Bagdad mit irakischen Gefangenen fotografieren lassen. Schlimme Gewaltexzesse wie auf den Folterbildern von Abu Ghoreib sind jedoch auf Abergils Aufnahmen nicht zu sehen.

Soldatin sieht Fehler ein - Entschuldigung bleibt aus

Eden Abergil hat die Veröffentlichung der Bilder bereits selbst als gedankenlos bezeichnet. In einem Gespräch mit dem israelischen Militärrundfunk sagte sie, sie habe dabei keine bösen Absichten gehabt. Allerdings verstehe sie die ganze Aufregung nicht. "Auf den Fotos war keine Gewalt und keine Respektlosigkeit oder sonst irgendetwas zu sehen, was eine Person verletzen könnte", sagte sie. Trotzdem habe sie die auf Facebook eingestellten Bilder wieder entfernt, nachdem ihr bewusst geworden sei, dass andere Menschen sich davon gekränkt fühlen.

In einem anderen Interview wehrte sich die ehemalige Wehrdienstleistende gegen Vergleiche mit den Abu Ghoreib Bildern. "Ich habe diese Häftlinge nicht erniedrigt, und ich habe sie nicht geschlagen. Ich hab mich ihnen gegenüber nicht unangenehm verhalten. Es war etwas ganz anderes als das, was die amerikanischen Soldaten taten, mit denen mich manche vergleichen wollen", sagte sie im israelischen Rundfunk. Die Ex-Soldatin fühlt sich nach der öffentlichen Empörung über ihre Bilder eher als Sündenbock missbraucht. "Ich bin keine Ausnahme - auch Kommandeure lassen sich so fotografieren", sagte sie dem israelischen Rundfunk. Dieser Behauptung widerspricht Shalicar allerdings energisch: "Ich kenne keinen anderen Offizier, der so etwas machen würde."

Jehuda Schaul von der regierungskritischen Organisation ehemaliger Soldaten "Schovrim Schtika" (Brecht das Schweigen), sagte, die Fotos würden verdeutlichen, dass Israels Besetzung der palästinensischen Gebiete derart zur Routine geworden sei. Die Fähigkeit, die Palästinenser als menschliche Wesen zu betrachten, hätte man verloren.

Fast keine Schadensbegrenzung möglich

Soziale Netzwerke und Videoportale im Internet bereiten der israelischen Armee immer mehr Probleme und sind von ihr kaum kontrollierbar. Die Schadensbegrenzung fällt besonders schwer, weil Bilder und Videos im Netz oft ein Eigenleben entwickeln, auch wenn sie vom ursprünglichen Veröffentlicher wieder gelöscht werden - wie Abergil es getan hat.

Erst kürzlich löste eine Video bei dem Videoportal "Youtube" Empörung aus. Darin wurden sechs israelische Soldaten bei einer Patrouille in der Stadt Hebron im Westjordanland gezeigt. Doch die Soldaten in voller Kampfmontur tanzten plötzlich auf der Straße, zu Klängen des Songs "Tik Tok" der US-Rapperin Kesha. Das Video wurde ein Hit im Internet. Von disziplinarischen Maßnahmen sah die Armee damals ab.

Israels Militär sieht den Fall der Soldatin aus Aschdod aber als deutlich schwerwiegender an als die tanzenden Kämpfer. Armeesprecher Arye Shalicar beschreibt es als "eklig und unverantwortlich", dass die junge Frau solche Bilder ins Netz stellte. "Sie macht aus einer ernsten Sicherheitssituation einen Witz." Bestrafen kann man die 20-Jährige allerdings nur schwer, weil sie nicht mehr in der Armee dient - vom Reservedienst wurde sie künftig befreit.

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