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Curiosity auf Mars-Mission: Leben auf dem Mars in zwei Meter Tiefe?


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Leben auf dem Mars in zwei Meter Tiefe?

t-online, Das Interview führte Lukas Martin

Aktualisiert am 07.08.2012Lesedauer: 4 Min.
Weiter Blick der Marssonde "Pathfinder" über den Mars: An der Oberfläche ist kein Leben möglichVergrößern des BildesWeiter Blick der Marssonde "Pathfinder" über den Mars: An der Oberfläche ist kein Leben möglich (Quelle: dpa-bilder)
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Das fahrende Labor "Curiosity" ist auf dem Mars gelandet und hat seine Arbeit aufgenommen. Der High-Tech-Roboter soll in den kommenden zwei Jahren seine Umgebung im Krater Gale erforschen - was könnte er finden? Das fragte t-online.de den Missionsanalytiker der Europäischen Weltraumbehörde ESA, Michael Khan, der schon an Planungen für eine europäisch-russische Marsmission beteiligt ist.

t-online. de: Herr Khan, was wird "Curiosity" entdecken?

Michael Khan: Es werden gigabyteweise Daten erstellt und es wird Jahrzehnte dauern, bis sie verarbeitet sind. Wichtig ist, dass die Sonde in einer Gegend gelandet ist, wo die Geologie aufgeschlagen ist wie ein Buch. Es ist ein ehemaliger See, der dann langsam ausgetrocknet ist. Wenn man den Hang hinauffährt kann man die Geschichte des Wassers auf dem Mars Stück für Stück untersuchen.

Ist es möglich, dass es heute Leben auf dem Mars gibt?

Es ist nicht unmöglich, dass es Leben unter der Oberfläche gibt - das heißt immer Leben, wie wir es kennen: zellbasiertes Leben auf Kohlenstoffbasis. Wenn es andere Lebensformen sind, wüssten wir ja gar nicht, wonach wir suchen sollen. Es könnte dort Leben existieren, wenn es irgendwo flüssiges Wasser gibt. Auf der Oberfläche kann es kein Wasser geben, der Luftdruck ist zu gering, es würde verdampfen.

Es gibt einige Hinweise darauf, dass es unter der Oberfläche tatsächlich flüssiges Wasser und außerdem organisch-geologische Prozesse geben könnte.

Was sind solche Hinweise?

Man hat in der Atmosphäre Spuren von Methan entdeckt, die eigentlich gar nicht da sein dürften, weil sich Methan unter den gegebenen Umständen ziemlich schnell abbaut. Erstaunlicherweise wird die Methankonzentration relativ schnell auf- und wieder abgebaut - dafür gibt es keine Erklärung.

Wie kann man von Methan auf das Wasser schließen?

Methan ist ein Stoff, der sich auf drei verschiedene Arten bilden kann: Erstens durch aktive Schlammvulkane, aber so etwas hat man auf dem Mars noch nicht gefunden. Eine zweite Erklärung wäre Leben. Eine dritte ist die Bildung eines Gesteins namens Serpentin - Voraussetzung für alle drei ist flüssiges Wasser.

Was kann "Curiosity" mit seinen technischen Mitteln erreichen?

Es sucht nicht direkt nach Leben - es untersucht, ob die Gegebenheiten für Leben in einem Krater in den vergangenen Jahrmillionen existiert haben. Dass es dort flüssiges Wasser gab, ist klar. An den Sedimenten kann man sogar eine Flussmündung erkennen. Die Frage ist nun: Was war das für Wasser? War es sehr salziges Wasser, hatte es einen sehr hohen Säuregrad und so weiter. Daran kann man erkennen: Wie lebensfreundlich war der Mars früher und wie ist die Situation heute?

Der Mars ist der Erde nämlich ähnlicher, als man denkt: Er muss eine dichte Atmosphäre besessen haben. Wenn jetzt herauskäme, dass die Bedingungen auf dem Mars einmal ungefähr so waren, wie auf der Erde, als sich hier Leben entwickelt hat, dann muss man dezidiert anfangen, nach Leben zu suchen.

Ist es denkbar, dass man in diesem ehemaligen See auf Fossilien stößt?

Man würde dann auf Fossilien von Einzellern stoßen, Mehrzeller wären eine ganz dramatische Entdeckung. Auch auf der Erde hat es fast während der gesamten Geschichte nur einzelliges Leben gegeben. Allerdings hat das Mikroskop, das "Curiosity" an Bord hat, hat nicht die nötige Auflösung, um solche Kleinen Lebewesen zu identifizieren.

Um Leben unter der Oberfläche zu entdecken, müsste man vermutlich mindestens zwei Meter tief graben. Die harte kosmische Strahlung macht das Leben darüber unmöglich, sie macht komplexe Moleküle kaputt. "Curiosity" untersucht gerade die Strahlung, auch mit deutscher Technik. Wenn man die Strahlung kennt, kann man auch eher sagen, wie tief man bohren muss.

Das wäre ein Projekt für die Zukunft, das auch die ESA anstreben könnte?

Die ESA plant 2016 eine russisch-europäische Orbiter-Mission, die das Methan in der Atmosphäre genauer untersuchen soll. 2018 soll ein Rover auf den Mars geschickt werden, der nach Leben auf dem Planeten sucht. Der soll dann auch bis zu zwei Meter tief bohren können.

Wenn wir jetzt Leben auf dem Mars finden, dann ist das natürlich die Entdeckung des Jahrtausends. Wenn man aber keines findet, ist das auch eine wesentliche Erkenntnis. Die Grundfrage ist ja: Wie verbreitet ist das Leben im Universum? Leben ist ja ein sehr zähes Phänomen, es lässt sich überall nieder: Sogar an Schwefelquellen oder an vulkanischen Schloten am Grund des Ozeans gibt es noch Bakterien. Diese Extremophile setzen sich wirklich überall fest - wenn man jetzt entdeckt, dass Leben von einem Planeten auch völlig verschwinden kann, wäre es auch eine sehr wichtige Erkenntnis.

Im Moment gibt es nur unbemannte Missionen. Werden wir noch bemannte Raumfahrt zum Mars erleben?

Menschen bringen unglaublich viel mehr als Roboter. Die Mondmissionen der NASA haben 400 Kilogramm Gestein mitgebracht, die Robotermissionen der Russen nur ein paar hundert Gramm. Der Unterschied liegt aber nicht nur in der Masse. Geologen wollen wissen, wo der Stein herkommt und was für Gestein außen herum war.

Bei einem Rover passiert alles im Schneckentempo. Wäre ein Mensch auf dem Mars und würde mit einem Geologenhammer herumlaufen - der hätte in einer Stunde mehr Wissenschaft gemacht als der Rover in einem halben Jahr. Ein Mensch wäre mit seiner Mobilität mit seiner Kreativität und mit seiner Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen, viel besser geeignet, wissenschaftlich zu arbeiten - und im Verhältnis zum Ergebnis wäre eine solche Mission auch nicht teurer, im Gegenteil. Wir haben bereits das wissenschaftliche Know-How, einen Menschen auf den Mars zu bringen und es wäre auch sinnvoll, das zu tun.

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