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Chinesen mieten Schein-Partner fürs Elternhaus


Buntes
"Du wirst nicht jünger und deine Eltern nörgeln?"

Von afp
Aktualisiert am 07.02.2013Lesedauer: 3 Min.
So stellen sich chinesische Eltern wohl ein Traumpaar vorVergrößern des BildesSo stellen sich chinesische Eltern wohl ein Traumpaar vor (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Um dem immensen Heitratsdruck ihrer Eltern zu entkommen, können junge Chinesen seit neuestem einen falschen Freund oder eine Schein-Partnerin im Internet mieten. Kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest am kommenden Sonntag, zu dem Millionen von Chinesen nach Hause zu ihrer Familie fahren, ist das Angebot der Renner.

Mehr als 300 Angebote für falsche Lebenspartner finden sich auf Chinas populärster Shopping-Website Taobao.com. "Du wirst nicht jünger, und deine Eltern mäkeln an dir herum?", lautet eine der Anzeigen. Eine andere: "Brauchst du einen Freund, um ihn deiner Familie vorzustellen?"

Das ganze Neujahrsfest verdorben

Eine Internetanzeige bringt das Problem chinesischer Singles auf den Punkt: "Deine Eltern haben so hart gearbeitet, um dich großzuziehen. Einen Freund mit nach Hause zu bringen, ist der beste Weg, um sie dafür zu entschädigen."

Einer der Köpfe hinter derartigen Angeboten ist Meng Guangyong. Der 29-jährige stammt aus der südwestlichen Provinz Guizhou und betreibt in Peking eine Agentur für falsche Partner. "Viele junge Menschen freuen sich zwar auf ihr Elternhaus, aber sie haben gleichzeitig Angst davor", sagt Meng. "Wenn sie ohne Partner heimkommen, werden ihre Eltern an ihnen herumnörgeln, Blind Dates arrangieren oder ihnen jemanden vorstellen", sagt Meng. So werde die ersehnte Harmonie am Neujahrsfest oft verdorben.

Frauen Ende 20 sind schon "übrig geblieben"

Insbesondere Frauen fühlen sich unter Druck gesetzt, die hochgesteckten Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Wer bis zum 27. Lebensjahr nicht verheiratet ist, gilt in China als "shengnu", als "übrig gebliebene Frau". Es wird erwartet, dass junge Frauen, kaum dass sie sich im modernen Berufsleben der Großstädte durchgesetzt haben, daheim mit einem möglichst wohlhabenden Partner aufwarten. Schließlich dringen die Eltern auf einen Stammhalter.

Auch die Männer haben es nicht leicht auf dem Heiratsmarkt. Die hohen Anforderungen an den chinesischen Ehemann schließen mindestens eine eigene Wohnung, idealerweise aber auch ein Auto und ein gutes Einkommen mit ein. Beide Geschlechter müssen ihre Partner zudem in weitgehend anonymen Megastädten suchen, die sozialen Bande des Dorflebens existieren für die jüngere Generation nicht mehr.

Der Schwiegersohn muss Geld haben

Der Wirtschaftsboom der vergangenen Jahrzehnte habe die materiellen Erwartungen an den perfekten Schwiegersohn oder die ideale Schwiegertochter wachsen lassen, sagt der Ökonom Hu Xingdou vom Pekinger Institut für Technologie. Außerdem sei den Chinesen die Meinung der Familie über das eigene Liebesleben wichtiger als den Menschen im Westen, sagt Hu: "Eltern müssen unbedingt glücklich gemacht werden."

Die perfekte Täuschung ist auch eine Frage des Budgets. Ein Mietpartner verlangt in seiner Anzeige 30 Yuan (rund 3,50 Euro) für eine einstündige Unterhaltung, ein gemeinsames Essen auf Kosten des Kunden kostet 50 Yuan. Das Tagespaket ist für 1000 Yuan (118 Euro) zu haben. Selbst Zärtlichkeiten sind machbar: Händchenhalten, Umarmungen und Küsse kosten jeweils 10, 20 und 100 Yuan. Manche Anbieter gehen sogar noch weiter - gegen Vorlage eines Gesundheitsattests.

Hohe Ansprüche an die Mietpartner

Die Kunden stellen teilweise hohe Ansprüche, weiß Meng. Eine Kundin fragte einen falschen Partner an, der groß, hübsch und charmant genug sei, um den Ex-Freund im Heimatdorf eifersüchtig zu machen. Ist erst einmal ein Geschäft zustande gekommen, ermutigt der Partner-Vermittler die falschen Pärchen zu einem Treffen. Man solle sich zumindest kennenlernen, bevor man einander der Familie vorstellt.

Mengs Geschäft muss nach dem Neujahrsfest nicht unbedingt einbrechen, schließlich ist vier Tage später schon Valentinstag. Ein falscher Freund möge zwar nicht die große Liebe sein, sagt Meng, aber Singles könnten zumindest "so tun, als ob sie einen Valentins-Schatz hätten."

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