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Brandkatastrophe Brasilien: Irrtum brachte Hunderten den Tod


Panorama
Fataler Irrtum brachte Hunderten den Tod

Von t-online, afp, dpa
Aktualisiert am 28.01.2013Lesedauer: 3 Min.
Santa Maria: Anwohner versuchen mit Äxten, die Eingeschlossenen im "Kiss" zu befreien.Vergrößern des BildesAnwohner versuchen mit Äxten, die Eingeschlossenen im "Kiss" zu befreien. (Quelle: AFP-bilder)
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In Brasilien herrscht Staatstrauer: 233 Menschen sind tot - erstickt in der Nacht zum Sonntag bei einem Brand in der Diskothek "Kiss" in der südbrasilianischen Stadt Santa Maria. Dass so viele sterben mussten, könnte möglicherweise auf einen Irrtum der Türsteher des Nachtclubs zurückzuführen sein. Inzwischen wurden mehrere Menschen festgenommen.

Das Feuer war bei einem Feuerwerk auf der Bühne des von 2000 Menschen besuchten Clubs ausgebrochen. Die Pyrotechnik soll nach Polizeiangaben zunächst ein Feuer an der Decke entfacht haben, das sich dann rasch ausbreitete. Dann kam es zur Panik und Hunderte stürmten zu der einzigen Tür des Lokals.

Hier kam es zu dem verhängnisvollen Irrtum: Als wäre die Lage durch nur einen Ausgang nicht schon prekär genug, stellten sich nun auch noch die Türsteher quer, berichtet der Bayerische Rundfunk unter Berufung auf örtliche Quellen: Sie glaubten an eine Massenschlägerei und wollten verhindern, dass die Gäste abhauten, ohne zu bezahlen.

Als die Türsteher den Irrtum bemerkten und den Ausgang freigaben, sei es für viele Menschen zu spät gewesen. Die Opfer erstickten oder wurden totgetrampelt.

"Es gab so viele Tote"

Feuerwehrleute berichteten, es sei kaum möglich gewesen ins Innere des Clubs zu kommen, da vor dem Eingang Dutzende Tote gelegen hätten. Junge Männer versuchten, Eingeschlossene zu befreien, indem sie Seite an Seite mit den Feuerwehrleuten mit Äxten und Vorschlaghämmern Löcher in die Wände des Gebäudes schlugen. Fernsehbilder aus Santa Maria im Süden des Landes zeigten dichten schwarzen Rauch, der über dem Nachtclub hing.

Andere brachten Verletzte vom Unglücksort weg. "Da war so viel Rauch und Feuer, es herrschte totale Panik und die Leute brauchten lange, um rauszukommen", sagte die Überlebende Luana Santos Silva im Fernsehsender Globo TV.

Unter den Todesopfern war auch eines der Bandmitglieder: Der 28-jährige Danilo Jacques sei ums Leben gekommen, als er versucht habe, sein Akkordeon in Sicherheit zu bringen, sagte Polizeiinspektor Sandro Meinerz. Die anderen Musiker hätten sich retten können.

Angst vor Lynchjustiz

Die Polizei nahm mehrere Menschen vorläufig fest. Neben den beiden Besitzern des Nachtclubs handelt es sich um zwei Mitglieder der Band, deren pyrotechnische Show-Einlage den Brand vermutlich auslöste.

Nach Medienberichten hatten alle vier kurz nach der Katastrophe die Stadt Santa Maria verlassen, weil sie Angst vor einer Lynchjustiz hatten. Vor allem die Diskotheken-Besitzer, von denen sich einer erst am späteren Montag freiwillig der Polizei stellte, müssen viele Fragen klären.

Betriebserlaubnis abgelaufen

Einer der Besitzer, Elissandro Calegaro Spohr, räumte bereits ein, dass die Betriebserlaubnis der Disco seit August 2012 abgelaufen sei. Sie sei jedoch erneut beantragt. In den Genehmigungsverfahren wird unter anderem auch der Brandschutz begutachtet

Er widersprach Zeugenaussagen, nach denen das Sicherheitspersonal des Clubs die Gäste nach Ausbruch des Feuers zunächst am Verlassen der Disco gehindert habe. Die Diskothek ist nach Medienangaben auf den Namen von Spohrs Mutter und der Schwester angemeldet.

Suche nach Aufnahmen der Sicherheitskameras

Der Anwalt des Inhabers warnte davor, seinen Mandanten vorzuverurteilen. Die Behörden suchen noch die Aufnahmen der Sicherheitskameras des Clubs, die bislang verschwunden sind.

Unterdessen äußerten Musiker der Band Zweifel, dass der Brand durch den als "Sputnik" bekannten pyrotechnischen Effekt entstand, der nur während eines bestimmten Liedes genutzt worden sei. Sie berichteten von einem Kurzschluss in Kabeln an der Decke. Die Band habe bereits einen anderen Song gespielt, als das Feuer begonnen habe.

In den Krankenhäusern von Santa Maria und Porto Alegre sind noch mehr als 75 Verletzte, die auf der Intensivstationen behandelt werden. Viele von ihnen sind nach den Worten von Gesundheitsminister Alexandre Padilha in Lebensgefahr. Es wird nicht ausgeschlossen, dass sich die Zahl der Todesopfer noch erhöht.

Auf den Friedhöfen in der Universitätsstadt Santa Maria wurden am Montag bereits die ersten Opfer beigesetzt. In Brasilien müssen Bestattungen grundsätzlich etwa 24 Stunden nach dem Tod erfolgen.

WM-Countdown-Feierlichkeit abgesagt

Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff brach wegen der Katastrophe ihre Teilnahme am EU-Lateinamerika-Gipfel im chilenischen Santiago ab und besuchte in Santa Maria Angehörige der Opfer. "Das ist eine Tragödie für uns alle", sagte sie. "Aus offensichtlichen Gründen kann ich nicht weiter an dem Gipfel teilnehmen." Der Bürgermeister der Stadt, Cezar Schirmer, ordnete eine 30-tägige Trauerzeit an.

Angesichts der Tragödie wurde die für Montag geplante Feier des Countdowns für die letzten 500 Tage bis zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in dem südamerikanischen Land abgesagt. Die Organisatoren des Ereignisses, das in Brasilia stattfinden sollte, sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Der Weltfußballverband FIFA betonte, man habe weiterhin vollstes Vertrauen zu den brasilianischen Behörden, was die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen für die WM 2014 angehe. Santa Maria ist einer der Austragungsorte des Sportereignisses.

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