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Atomraketen: Indien könnte jetzt Europa erreichen


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Atomraketen: Indien könnte jetzt Europa erreichen

Von dpa, afp
19.04.2012Lesedauer: 3 Min.
Atommacht Indien hat erstmals erfolgreich eine Langstreckenrakete getestet: Agni VVergrößern des BildesAtommacht Indien hat erstmals erfolgreich eine Langstreckenrakete getestet: Agni V (Quelle: Reuters-bilder)
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Das Riesenland Indien hat am Donnerstag erstmals eine neue atomwaffenfähige Langstreckenrakete getestet - offenbar erfolgreich. Theoretisch könnte das südasiatische Land damit auch Ziele in Europa treffen. Tatsächlich geht es Neu Delhi aber darum, China waffentechnisch einigermaßen die Stirn bieten zu können. Indien wäre damit nach den USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich die sechste Atommacht, die über ausgewiesene ballistische Interkontinentalraketen verfügt.

Die 17 Meter lange und 50 Tonnen schwere Rakete vom Typ Agni V mit einer Reichweite von mindestens 6400 Kilometern sei um 8.05 Uhr Ortszeit (4.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit) von einem Testgelände vor der Küste des östlichen Bundesstaates Orissa abgefeuert worden. Das teilte die Behörde DRDO mit, die für die Entwicklung von Militärtechnologie zuständig ist und die Rakete herstellt. "Ich verkünde den erfolgreichen Start der Agni V, ein historisches Ereignis, das unser Land stolz macht im Bereich der Raketentechnologie", sagte Behördenchef V.K. Saraswat dem Nachrichtensender NDTV.

Das sei ein "einwandfreier Erfolg" und ein "bedeutender Meilenstein im indischen Raketenprogramm", sagte der indische Verteidigungsminister A.K. Antony laut seinem Sprecher. Indiens Regierungschef Manmohan Singh gratulierte den für das Raketenprogramm zuständigen Wissenschaftlern zu dem erfolgreichen Start. Die Rakete sollte ursprünglich bereits am Mittwochabend abgefeuert werden, der Start musste aber aufgrund schlechten Wetters verschoben werden.

Feuerform des Göttlichen

Der erfolgreiche Test ist ein bedeutender Fortschritt für die Atommacht Indien dar, die derzeit massiv in Rüstung und die Modernisierung ihrer Streitkräfte investiert, insbesondere angesichts der technologisch fortgeschrittenen Raketensysteme Chinas. Die Langstreckenrakete könnte mit ihrer Reichweite Experten zufolge theoretisch jegliche Ziele in China - inklusive der Metropolen Peking und Schanghai - sowie ganz Asien, im Nahen Osten und verschiedenen Ländern Europas treffen. DRDO-Sprecher Ravi Gupta betonte jedoch, die Rakete sei ein "länderunspezifisches" Abschreckungsmittel.

Bislang verfügen nur China, Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA, also die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, über Interkontinentalraketen mit einer Reichweite von mehreren tausend von Kilometern. Agni ist im Hinduismus die Feuerform des Göttlichen und einer der wichtigsten Götter der Vedischen Religion. Es ist gleichzeitig der Name einer Reihe von Raketen, die Indien seit 1983 im Zuge eines ambitionierten Raketenprogramms herstellt. Agni I und II wurden vor allem mit Blick auf das verfeindete Pakistan entwickelt, spätere Versionen mit größerer Reichweite sind dann schon vor allem auf China ausgerichtet.

Indien verfolgt keine Erstschlag-Doktrin und betont stets, die Atomwaffen dienten nur der Abschreckung und Verteidigung. Bislang war die Reichweite der leistungsstärksten indischen Raketen (Agni III und Agni IV) auf 3500 Kilometer beschränkt. Damit war bereits das gesamte benachbarte Pakistan abgedeckt, das ebenfalls über Atomwaffen verfügt. Die Erzfeinde Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit 1947 drei Kriege gegeneinander geführt.

Immer wieder Spannungen

Die Agni V muss nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Neu Delhi mindestens viermal erfolgreich getestet werden, bevor sie voraussichtlich 2014 oder 2015 in die Streitkräfte eingeführt werden soll. Ihre Entwicklung kostete umgerechnet rund 370 Millionen Euro.

Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde, Indien und China, haben zuletzt 1962 einen Grenzkrieg geführt. Zwar haben sich die Beziehungen mit wachsender wirtschaftlicher Zusammenarbeit verbessert, es kommt aber immer wieder zu Spannungen. Beide Länder haben ihre Budgets für Militärausgaben in jüngster Zeit erhöht: China um fast elf Prozent auf 106 Milliarden Dollar, Indien um 17 Prozent auf mehr als 40 Milliarden Dollar (30,5 Milliarden Euro). China ist Indien militärisch weit überlegen.

Vergangene Woche hatte ein fehlgeschlagener Raketentest Nordkoreas für internationale Aufregung gesorgt. Anders als Nordkorea gilt Indien als größte Demokratie der Welt aber als berechenbarer und verantwortungsvoller Staat.

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