Krisen & Konflikte Blutige Nacht in Sanaa - Angst vor Bürgerkrieg wächst
Im Jemen wächst die Angst vor einem Bürgerkrieg, der mit dem Zerfall des ohnehin schön brüchigen Staatswesens enden könnte. Bewohner der Hauptstadt Sanaa berichten, in der Nacht zum Montag habe die Stadt die bisher heftigsten Artillerieattacken seit Beginn der Krise erlebt.
Dabei wurden Raketen, Mörser und Maschinengewehre eingesetzt. Die Kämpfe dauerten bis in den frühen Morgen. Wie viele Menschen getötet wurden, ist noch unklar.
Anspannung in der Stadt ist groß
"Es herrscht große Anspannung und Angst davor, dass der Präsident einen Bürgerkrieg provozieren will", sagte ein Beobachter in Sanaa. Am Montag sei in der Hauptstadt fast niemand zur Arbeit gegangen.
Lokale Medien sprachen von insgesamt mehr als 20 Toten seit Sonntag. Hunderte wurden verletzt. Die Nachrichtenwebsite "Marib Press" meldete, alleine durch den Einschlag einer Granate im Feldhospital der Protestbewegung im Stadtzentrum seien drei Zivilisten gestorben. Zudem seien mehrere Viertel im Norden der Stadt beschossen worden.
Regierungstruppen drängen Angreifer zurück
Nach Angaben eines Augenzeugen versuchten die Regierungstruppen, die noch loyal zu Präsident Ali Abdullah Salih stehen, die Kämpfer rivalisierender Stammesführer und die 1. Brigade von General Ali Mohsen al-Ahmar in Gefechte zu verwickeln. Die Soldaten dieser Brigade, die versprochen hatte, die friedlichen Anti-Salih-Demonstranten zu schützen, hätten die Angreifer rund um den Taghier-Platz zurückgedrängt, hieß es.
Zu den Gruppierungen, die Salihs Rücktritt fordern, gehören Islamisten, Liberale, Linke, Frauenverbände, Studenten und rivalisierende Stammesführer. Im Süden wittert derzeit die Separatistenbewegung eine Chance, das Chaos für ihre Zwecke zu nutzen. Sie tritt für eine erneute Abtrennung des 1990 mit dem Norden vereinigten Süd-Jemen ein.
Im Jemen kommt es bereits seit neun Monaten zu Massenprotesten gegen den seit 33 Jahren regierenden Salih, der sich weigert, zurückzutreten.