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Amateur entdeckt riesigen Münzschatz in Mecklenburg


Amateur entdeckt riesigen Münzschatz

dapd, Von Ralph Sommer

Aktualisiert am 14.11.2011Lesedauer: 2 Min.
Ein Acker bei Weltzin: Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger arbeiten mit Metalldetektoren an der Bergung des SilbermünzschatzesVergrößern des BildesEin Acker bei Weltzin: Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger arbeiten mit Metalldetektoren an der Bergung des Silbermünzschatzes (Quelle: dapd)
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Mit Spaten und Metalldetektor streifen an einem Samstagmorgen etwa 20 ehrenamtliche "Bodendenkmalpfleger" über ein abgeerntetes Maisfeld am Südrand des mehr als 700 Jahre alten mecklenburgischen Dorfes Weltzin. Es dauert keine fünf Minuten, als die ersten Sonden vielversprechende Piepstöne aussenden.

Auch das Suchgerät von Sebastian John schlägt an. Wenig später buddelt der 34-jährige einen 400 Jahre alten Schilling aus dem lehmigen Boden. Bis zum Abend werden die Experten 140 Münzen geborgen haben, einen der größten, jemals in Mecklenburg-Vorpommern entdeckten Münzschätze.

In den Wirren des Krieges vergraben

Monatelang hatte John das Geheimnis gewahrt. Denn schon im Frühjahr dieses Jahres hatte der im Dienste des Landes stehende Hobbyarchäologe auf diesem Acker zufällig etwa 140 Silbermünzen gefunden und sofort das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege informiert. "Um Schatzräuber und Plünderer fernzuhalten, blieb der Fund top secret", sagt John. Erst nach der Ernte rückten professionell ausgebildete Bodendenkmalpfleger mit Bagger und satellitengestützter Messtechnik an, um den Fund komplett zu bergen - rund 280 Münzen insgesamt.

Es handele sich hier um einen ungewöhnlichen Massenfund auf dem platten Land, bestätigt Grabungsleiter Michael Schirren. Vergleichbare Entdeckungen habe es in der Vergangenheit, wenn überhaupt, nur in Städten und Kirchen gegeben. Die Stücke stammten aus dem späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert und seien vermutlich in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) vergraben worden. Über den Eigentümer, der sein Geld nicht wieder bergen konnte, könne man nur spekulieren.

Acht Tage Arbeit für einen Taler

Obwohl die Geldstücke jahrhundertelang in der Erde lagen und immer wieder untergepflügt wurden, seien die meisten von ihnen in relativ gutem Zustand, stellt Gerd Sobietzky, ausgewiesener Münzkenner, fest. Besonders die etwa 35 Millimeter großen Taler, geprägt in Stralsund, aber auch in Sachsen, Dänemark und den Niederlanden, seien sehenswerte Exemplare.

"Wer auch immer die Münzen versteckte, er muss recht wohlhabend gewesen sein, bedenkt man, dass zum Beispiel ein Maurer um 1680 für einen Taler acht Tage lang hart arbeiten musste". Nach dem spektakulären Fund arabischer Münzen vor zwei Jahren bei Anklam sei dies ohne Zweifel ein weiterer Paukenschlag für die Archäologie.

Ritter, Gutsherr oder vielleicht Pfarrer?

In dem 230 Einwohner zählenden Dorf Weltzin rätselt man nun über die Herkunft des vergrabenen Schatzes. Egon Schwendtke, der hier seit 1945 lebt und die Geschichte des über 700 Jahre alten Gutsdorfes recherchierte, vermutet einen Zusammenhang mit der nahe gelegenen Burg Klempenow. Die alte Ritterfestung am Fluss Tollense sei über eine alte Heeresstraße von Weltzin aus erreichbar gewesen, sagt Schwendtke. Im Krieg sollen dort die Frauen aus dem Dorf Schutz gefunden haben. Der Schatz könnte einst einem Ritter, dem Gutsherren oder dem Pfarrer gehört haben.

Verborgen waren die Münzen vermutlich in einem Tongefäß. Dessen zerschlagenen Boden fanden die Experten am Samstag mehr als 40 Zentimeter tief im Erdboden. Man gehe davon aus, dass nun der gesamte Schatz geborgen sei, sagt Schirren. Möglich sei dies nur dank der Hilfe ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger. "Wir könnten die zahlreichen, immer wieder spektakulären Funde in diesem Flächenland unmöglich ohne die Unterstützung der 300, für Ausgrabungen legitimierten Helfer bewältigen", betont Schirren.

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