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"Maskenmann" tötete möglicherweise noch weitere Kinder


Justiz
"Maskenmann" tötete möglicherweise noch weitere Kinder

Von dapd, dpa
Aktualisiert am 28.02.2012Lesedauer: 3 Min.
Der "Maskenmann" gestand vor Gericht drei MordeVergrößern des BildesDer "Maskenmann" gestand vor Gericht drei Morde (Quelle: dapd)
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Das Landgericht Stade hat den sogenannten "Maskenmann" zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Die Richter sprachen den 41-Jährigen schuldig, drei Jungen ermordet und weitere sexuell missbraucht zu haben. Doch damit ist der Fall nicht abgeschlossen, denn die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter, ob der Verurteilte mit zwei ungeklärten Mordfällen in Verbindung gebracht werden kann. Die Auswertung der Festplatten, die in der Wohnung des Täters gefunden worden waren, soll darüber Aufschluss geben.

In Frankreich und den Niederlanden waren 1998 und 2004 zwei Jungen auf ähnliche Weise verschwunden und ermordet aufgefunden worden wie die bekannten Opfer des Verurteilten. Die Staatsanwaltschaft hat bislang keine Beweise dafür, dass der 41-Jährige für den Tod dieser Kinder verantwortlich ist.

Die Auswertung der Festplatten des Täters könnte die Ermittler voranbringen - doch bislang gelang es ihnen nicht, die Passwörter zu entschlüsseln. Der "Maskenmann" hatte jedoch in seinem Schlusswort angekündigt, diese nach dem Prozess zu nennen.

Täter überfiel seine Opfer nachts

Die Gerichtsverhandlung hatte unfassbares Leid und menschliche Abgründe zutage gebracht. Der aus Bremen stammende Pädagoge gestand vor Gericht, zwischen 1992 und 2001 drei Jungen ermordet zu haben. Zahlreiche weitere Kinder missbrauchte er. Dazu war er nachts in Häuser, Schullandheime und Zeltlager eingedrungen, um sich an den Kindern zu vergehen. Den 13-jährigen Stefan J., den achtjährigen Dennis R. und den neunjährigen Dennis K. entführte und tötete er.

Im Prozess stufte ein Gutachter den 41-Jährigen als rückfallgefährdet ein. Staatsanwaltschaft und Verteidigung forderten schließlich in ihren Plädoyers die Höchststrafe.

"Er hatte eine Tag- und eine Nachtseite"

Die Polizei suchte jahrelang vergeblich nach dem Täter. Nach dem Mord an Dennis K. aus Osterholz-Scharmbeck war klar, dass es sich um einen Serientäter handeln musste. In der Umgebung des Pädagogen schöpfte jedoch niemand Verdacht. Der Münchner Psychiater Norbert Nedopil beschrieb den Täter als einen Menschen mit zwei völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten: "Er hatte eine Tag- und eine Nachtseite."

Tagsüber kümmerte sich der "Maskenmann" fürsorglich um seine Schützlinge, fuhr als Betreuer auf Freizeiten mit und arbeitete in Heimen, erst in Bremen und später in Hamburg. Kollegen und Nachbarn beschrieben ihn als unauffällig und freundlich, als netten Kerl, der gut mit Kindern konnte. Vier Jahre lang wohnte sogar ein Pflegekind bei ihm in der Wohnung.

Nachts wurde der 41-Jährige hingegen zum Monster - zum "schwarzen Mann". Mit dunkler Kleidung und einer schwarzen Sturmhaube getarnt, drang er in Häuser, Zeltlager und Schullandheime ein und verging sich dort an den schlaftrunkenen Jungen. In drei Fällen entführte und tötete er seine Opfer.

Dabei unterschied der Täter dem Gutachter zufolge ganz klar zwischen den Kindern, für die er verantwortlich war und meist unbekannten Kindern, die allein zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse dienten. Dabei sei es ihm egal gewesen, welchen Schaden seine Opfer davontragen würden. Mitgefühl habe er keines gehabt, sagte Psychiater Nedopil.

Täter hofft auf neues Leben in Freiheit

Ein früheres Missbrauchsopfer war es schließlich, dass die Fahnder im Frühjahr 2011 auf die Spur des Täters brachte. Es erinnerte sich plötzlich an einen ehemaligen Betreuer einer Ferienfreizeit, der auffällig nach seiner Wohnsituation gefragt hatte. Wochen später war der "schwarze Mann" nachts in sein Kinderzimmer eingestiegen. Im April 2011 wurde der "Maskenmann" schließlich in Hamburg gefasst.

Im Prozess saß der junge Mann seinem Peiniger direkt gegenüber. Dadurch bekam der Schatten, der vor mehr als 16 Jahren nachts plötzlich neben seinem Bett stand, endlich ein Gesicht. "Vergessen tut man sowas nie", sagte der heutige Dachdecker aus Bremen.

Im Gerichtssaal hatte der Angeklagte beharrlich geschwiegen. Sein Geständnis ließ er von seinen Verteidigern verlesen. Erst am letzten Verhandlungstag ergriff er das Wort. Seine Taten seien nicht entschuldbar, sagte er. Er habe seinen Opfern und deren Angehörigen unfassbares Leid zugefügt. Dennoch hoffe er auf eine Therapie im Gefängnis, um eines Tages ein neues Leben in Freiheit beginnen zu können.

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